50 Jahre Wetterbeobachtung in Herzberg


Herzberg 20.03.2008 (Quelle: lr-online)
Wettermann vor der Fernseh-Kamera
Herzberg. Seltener Besuch in dieser Woche bei RUNDSCHAU-Wettermann Klaus Schmidt. Für ihn und seine Wetterstation interessierte sich das rbb-Fernsehen. Seit 50 Jahren zeichnet Klaus Schmidt für den Deutschen Wetterdienst die meteorologischen Daten in der Stadt Herzberg auf.

Wie die Niederschlagsmenge exakt gemessen wird, demonstrierte Hobby-Meteorologe Klaus Schmidt in seinem Garten vor laufender Kamera und Mikrofon.
Foto: Birgit Rudow


Regelmäßig informiert der HobbyMeteorologe auch die Leser der Heimatzeitung über die Wetterentwicklung und über meteorologische Besonderheiten vor Ort.
Das alles hatten die Fernsehleute in der Elbe-Elster RUNDSCHAU gelesen und sind so auf den Herzberger aufmerksam geworden. "Wir drehen sehr gern in der südbrandenburger Region" , sagte Autor Frank Overhof, "zumal die im Gegensatz zum Berliner Raum immer etwas zu kurz kommt. Ständig sind wir auf der Suche nach interessanten Leuten und Themen. Und davon gibt es auch im Elbe-Elster-Kreis reichlich. Der Herzberger Klaus Schmidt ist dafür ein ausgezeichnetes Beispiel." Einige Stunden lang haben sich Frank Overhof, Kameramann Guido Niedergesäß und Tontechniker Oliver Wolf bei Wettermann Klaus Schmidt umgesehen. Er hat ihnen viel von seiner Arbeit erzählt und gezeigt, wie die Messgeräte funktionieren und die Werte aufgezeichnet werden.
Aus diesem Material soll ein etwa dreiminütiger Beitrag für das Magazin "zibb - zu Hause in Berlin und Brandenburg" entstehen, das täglich um 18.30 Uhr im rbb ausgestrahlt wird. Einen genauen Sendetermin gibt es allerdings noch nicht. "Vor Ostern wird das nicht mehr gesendet" , sagt Frank Overhof. "In der nächsten oder übernächsten Woche aber bestimmt." (ru)
Birgit Rudow


Herzberg 05.01.2008 (Quelle: lr-online)
50 Jahre Herzbergs Wettermann
vom Wetter versteht, dann ist es Klaus Schmidt. Seit ziemlich genau 50 Jahren registriert der heute 73-Jährige, wie warm oder kalt es bei uns ist, wieviel es geregnet hat oder ob es gar Sturm und Hagel gab. Die Werte übermittelt Klaus Schmidt dem Staatlichen Wetterdienst in Potsdam. Tag für Tag. Auch die RUNDSCHAU-Leser profitieren von dem Hobbymeteorologen. Monatlich erklärt er in der Heimatzeitung nicht nur, wie das Wetter war, sondern auch, warum es sich so entwickelt hat. Die RUNDSCHAU-Redaktion darf jederzeit bei ihm anrufen und nachfragen, wenn sich wettertechnisch Ungewöhnliches im Raum Herzberg ereignet. Gestern haben wir Klaus Schmidt besucht.

Zu den zahlreichen Messgeräten, die Klaus Schmidt in seinem Bestand weiß, zählt auch ein Instrument, das die Sonnenscheindauer ermittelt. Foto: Sven Gückel

Wenn jemand in Herzberg etwas Frau Schmidt hat Kaffee gekocht und Kuchen auf den Tisch gestellt. Es ist gemütlich im noch weihnachtlich geschmückten Schmidtschen Wohnzimmer in der Herzberger Feldstraße Anders als draußen, wo der Frost beißt. "Ein so genannter Eistag, an dem die Tagesmitteltemperatur im Minus-Bereich bleibt. Das haben wir nicht mehr so oft", erklärt der Hobbymeteorologe. Und schon sind wir beim Thema. Klaus Schmidt holt zunächst etwas weiter aus.
"1822 wurde in Herzberg zum ersten Mal die Lufttemperatur gemessen. Ich habe Dokumente gefunden, weiß aber nicht, wer das damals gemessen hat. Das war wohl eher eine Privatinitiative" , erzählt er. 1896 habe man dann in der Stadt mit den ersten Niederschlagsmessungen begonnen. Bis 1930 seien Niederschlagsmittelwerte für Herzberg verzeichnet. Die Jahre von 1930 bis 1945 weisen Lücken auf. Er habe aber Unterlagen über Wetteraufzeichnungen von einem bereits verstorbenen Fritz Hildebrand aus den Jahren von 1939 bis 1945. "Diese werte ich gerade aus" , sagt Schmidt. Von 1945 bis 1957 gebe es für Herzberg gar keine Aufzeichnungen, lediglich ein Heft, das zwei Schüler der Erweiterten Oberschule (EOS) für das Schuljahr 1953/54 geführt hätten. "1953 hat ein Lehrer Eilenberger eine Schulwetterstation aufgebaut, um im Rahmen des Unterrichtes Wetterbeobachtungen vornehmen zu lassen. Der Lehrer ist dann aber verunglückt" , so der 73-Jährige.
1956 ist er dann selbst als Lehrer an die EOS gekommen und hat 1957 begonnen, diese Wetterstation systematisch zu nutzen. Das war praktisch die Geburtsstunde der Wetteraufzeichnungen des Klaus Schmidt.
Satelliten beobachtet
1960 wurde er mit der Leitung der Sternwarte beauftragt. Das war eine ganz spannende Zeit - die der Anfänge der Raumfahrt und der optischen Satellitenbeobachtung. "Wir wurden Beobachtungsstation, und ich bekam Telegramme aus Moskau oder Pasadena, wann bei uns ein Satellit in einem bestimmten Winkel zu beobachten ist. Mit einem entsprechenden Gerät haben wir dann abgepasst, ob der Satellit im Fadenkreuz erschien oder nicht, oder ob er vielleicht seinen Winkel verändert hatte. Diese Beobachtungen haben wir zurück geschickt. Sie flossen in die Forschungstätigkeit über das Massenverhältnis der Erde ein, die wiederum wichtig war für die weitere Entwicklung der Raumfahrt."
Damit verbunden waren natürlich auch Wetterbeobachtungen, und so durfte der junge Lehrer Schmidt 1961 die Wetterstation von der Schule mit in die Sternwarte nehmen. Sie wurde in einem zehn mal zehn Meter großen, umzäunten Wettergarten aufgestellt, dort, wo sich heute die Wasserturm-Kreuzung befindet. 1977 musste die Station dann der Baustelle für die neue Leipziger Straße weichen. Und weil Familie Schmidt gerade in der Feldstraße ein Häuschen gebaut hatte, gab es die Zustimmung des Wetteramtes, die Herzberger Wetterstation auf diesem Grundstück zu stationieren.
Arbeit erfordert Geduld
Bis 1989 war Klaus Schmidt für das Staatliche Wetteramt Leipzig tätig, seit 1990 ist er es für das Wetteramt Potsdam. Das hat vor allem mit der Neugliederung der regionalen Meßgebiete nach der Wende zu tun. "Der staatliche Wetterdienst" , so erklärt er, "ist einer der größten Dienstleister in Deutschland. Er bedient das Flugwesen, das Straßenwesen, die Schifffahrt, die Landwirtschaft und viele andere Bereiche."
Und nie fehlen die Herzberger Werte. Seit 50 Jahren nicht. Tag für Tag misst Klaus Schmidt im Winter zwischen 6.50 Uhr und 7 Uhr und im Sommer zwischen 7.50 Uhr und 8 Uhr die Lufttemperatur. "Einen Wecker brauche ich nicht mehr" , sagt der Hobbymeteorologe. Und sollte er doch mal nicht zur Verfügung stehen, helfen seine Frau oder die Nachbarn aus. Aber das passiert sehr selten.
Eine halbe Stunde hat der Inhaber der Messstelle 41630 (so die offizielle Bezeichnung) Zeit, den Herzberger Temperaturwert telefonisch nach Potsdam durchzugeben. Außer der Temperatur misst Klaus Schmidt noch täglich den gefallenen Niederschlag, registriert die Art der Bewölkung und achtet auf besondere Erscheinungen wie Hagel, Graupel oder Gewitter. Ab Stärke 6 wird auch der Wind zu einem Thema. Wenn sich Sturm oder gar Orkan ankündigen, steht Klaus Schmidt zum Messen der Geschwindigkeit auch schon mal nachts auf. Zur Meldung von Unwettern gibt es beim Wetterdienst eine Sondernummer. "In solchen Fällen rufe ich sofort an. Die Daten werden schnell gebraucht und von den Warndiensten verarbeitet" , erklärt er.
Alles, was sich in Sachen Wetter tut, trägt der Hobbymeteorologe in ein eigens dafür angelegtes Journal ein. "Davon habe ich schon jede Menge" , lacht Klaus Schmidt. Seit 1957 sind seine Aufzeichnungen vollständig. "Diese Arbeit erfordert viel Geduld. Wenn man nicht durchhält, ist sie wertlos. Denn nur aus jahrelangen lückenlosen Aufzeichnungen lassen sich verwertbare Schlüsse ziehen. Je länger man das macht, um so interessanter wird die Sache" , sagt er.
Ein halbes Jahrhundert Wettermann - das hat Klaus Schmidt nicht nur in der Herzberger Bevölkerung Respekt und Anerkennung eingebracht. Auch ein Dankschreiben des Direktors des Meteorologischen Dienstes der DDR und die Medaille des Deutschen Wettdienstes finden sich in seinen Unterlagen. Seit er 2002 seine Arbeit am Planetarium endgültig aufgegeben hat, konzentriert er sich ganz auf die Wetteraufzeichnungen. Viele Materialien hat er bereits ausgewertet und Statistiken erarbeitet. Mindestens ebenso viele hat er sich noch vorgenommen. "Ich möchte gern noch ein paar Jahre weiter machen" , sagt er. Die RUNDSCHAU-Leser würde es freuen.
Von Birgit Rudow

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