Archiv 2019

Regionalgeschichte - Was Herzberg unter dem Hakenkreuz erlebte (Herzberger Rundschau, 11.11.2019)
Mit ihrem Buch "Herzberg unterm Hakenkreuz" leisten Stephanie Kammer und Ulf Lehmann einen wichtigen Beitrag zu einem noch kaum bearbeiteten Kapitel in der Regionalgeschichte. Die Resonanz in einer bestimmten Zielgruppe überrascht die Autoren.
Von Birgit Rudow

Die Autorin Stephanie Kammer. 20 Jahre hat sie sich mit der NS-Zeit in Herzberg beschäftigt. © Foto: Christian Poser

Vor einigen Wochen ist im Verlag BücherKammer in Herzberg das Buch "Herzberg unterm Hakenkreuz - Fotos, Fakten, Dokumente" erschienen. Autoren sind die Verlegerin Stephanie Kammer und der Regionalhistoriker Ulf Lehmann. Das Buch ist eine bisher einmalige Veröffentlichung mit Übersichtscharakter über die Zeit des Nationalsozialismus in der Herzberger Region. Vor kurzem haben es Kammer und Lehmann in Form einer szenisch/musikalischen Lesung in Herzberg vorgestellt. Das fand so großes Interesse, dass die Veranstaltung am 19. November im Herzberger Bürgerzentrum wiederholt wird. Die Rundschau hat mit Stephanie Kammer über die Entstehung des Buches, die Resonanz und Aufgaben für die Zukunft gesprochen.
Frau Kammer, Sie wiederholen die szenische Lesung noch einmal. Warum?

Stephanie Kammer: Eigentlich wollten wir das nicht. Vor allem Ulf nicht. Das spult man nicht ab wie ein Theaterstück. Der Nationalsozialismus war mit all seinen Facetten hier zu Hause. Die Ereignisse und die Personen sind authentisch. Sie stammen aus unserer Region. Das darzustellen, nimmt emotional sehr mit. Aber wir wurden vielfach gebeten, dieses gewagte Veranstaltungsformat noch einmal vorzutragen.
Das klingt nach einer großen Resonanz für Ihre Veröffentlichung.
Stephanie Kammer: Wir haben von dem Buch 500 Exemplare drucken lassen. 400 waren sechs Wochen nach Erscheinen bereits verkauft. Wovon wir besonders positiv überrascht sind, ist das Echo und das Interesse von Leuten so um die 30. Sie fragen uns heute, wie so etwas damals in Herzberg möglich war. Wir haben es zum ersten Mal geschafft, auch die jüngere Generation mit einem heimatgeschichtlichen Thema anzusprechen.
Was sicher auch an der Anlage des Buches liegt. Sie haben die Kapitel zur Vorgeschichte des Nationalsozialismus in Herzberg, zu Machtergreifung, Propaganda, Bauwerken, Lebensalltag Widerstand und Kriegsende mit vielen Unterbeiträge belegt.
Stephanie Kammer: Genau. Wir wollten das Thema kleinteilig bearbeiten mit vielen Schlaglichtern sowie Foto- und Dokumentenmaterial. Wir haben die Zeit des Dritten Reiches in Herzberg sozusagen in ihre Bestandteile zerlegt. Das spricht mehr an, als eine zusammenhängende 150-seitige Abhandlung.
Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet?
Stephanie Kammer: Seit mindestens 20 Jahren. Die Quellenlage war nicht schlecht. Erst haben Ulf und ich alles gesammelt, was unser Interessengebiet betroffen hat. Wir haben Bücher erworben, Zeitzeugnisse und Aufsätze. Alte Heimatkalender haben uns geholfen. In den letzten Jahren haben wir viele Fotos aus Sammlungen von verstorbenen Leuten bekommen oder erworben. Wir haben alles in die Schublade gepackt. Als 2017 dann ein Rechtsruck in unserer Gesellschaft spürbar wurde, haben wir alles hervorgeholt. Das war für uns der Anlass, das Buch ernsthaft in Angriff zu nehmen. Es gab schon Vorarbeiten, zum Beispiel von Helmut Knuppe über den Herzberger Sender oder von Frank Träger zu der jüdischen Kaufmannsfamilie Schlesinger, mit der der Holocaust in Herzberg begann. Eine umfassende Übersicht zu dieser Zeit gab es nicht.
Haben Ihnen Zeitzeugen, die noch leben, bei Ihrer Arbeit geholfen?
Stephanie Kammer: Nein bzw. nur sehr wenig. Das Buch basiert nicht maßgeblich auf Zeitzeugengesprächen, sondern vielmehr auf intensivem Quellenstudium. Wir haben zwei Zeitzeugen gefunden, die mit uns geredet, aber auch geleugnet haben. Über Verbrechen direkt vor der Haustür spricht man nicht gern. Die meisten schweigen heute noch. Ich denke, um ihre Familien zu schützen. Es hat Hinrichtungen von Zwangsarbeitern gegeben, bei denen viele zugesehen haben. Ich persönlich finde es unerträglich, dass Menschen hier vor Ort das jahrzehntelang mit sich herumgetragen und nicht darüber gesprochen haben.
Sie haben ein Kapitel auch dem Lebensalltag unter dem Hakenkreuz gewidmet.
Stephanie Kammer: Es gab ja auch "normales" Leben in der Zeit des Nationalsozialismus. Aber es war natürlich geprägt. Wir haben im Buch vor allem Bilder dafür sprechen lassen. Jeder kann genau hinsehen, auf Details achten und die Fotos für sich interpretieren.
Mit ihrer Veröffentlichung über Herzberg im Dritten Reich stehen Sie in der Literatur zur Regionalgeschichte bisher weit und breit allein.
Stephanie Kammer: Das stimmt. Es gibt kaum Vergleichbares. Verschiedene Regionalhistoriker haben sich vereinzelt mit dem Thema beschäftigt. Neben Helmut Knuppe zum Beispiel auch Rainer Ernst in Finsterwalde. Wir sind natürlich froh über jede Analyse, denken aber, dass es an der Zeit ist, die Dinge mit einer gewissen Couragiertheit anzufassen. Es geht ja nicht nur um die Anpassung und um die Verbrechen, sondern auch um den Widerstand, den es überall gab. Die Generation vor uns hat das nicht aufgearbeitet. Das ist bedauerlich. Ein wichtiger Teil der Regionalforschung für den gesamten Altkreis Herzberg ist noch nicht geleistet.


Heimatkalender - Zwischen Fundsandale und Jimmi Hendrix (Herzberger Rundschau, 07.11.2019)
Der neue Herzberger Heimatkalender verspricht eine unkonventionelle Melange aus Geschichte und witzigen Stories. Er wird in wenigen Tagen öffentlich vorgestellt.
Von Sylvia Kunze

Was eint nur Herzberger Heimatkalender und Sandale? Kalendermann Christian Poser (l.) und Sylvius Wegner werden das Geheimnis zur Kalenderpräsentation lüften. © Foto: Stefanie Kammer

Ein klassisches Lesebuch über die regionale Historie ist der Heimatkalender für die Region Herzberg schon lange nicht mehr. Kalendermann Christian Poser ist darüber nicht traurig. "Dass, was uns tagtäglich umtreibt, im Hier und Jetzt, gehört ganz klar in den Kalender. Unterhaltung, originelle Ideen und Witz sind genau die Schmierstoffe, die unsere geschichtlichen und regionalen Inhalte brauchen, um gelesen zu werden", sagt der Buchfachmann, der privat und beruflich Vielseitigkeit und Abwechslung schätzt.
Aktuelle Themen und der Blick zurück
So sei der Kalender auch immer eine Art Garderobenspiegel der Gesellschaft. Man könne aus verschiedenen Perspektiven zurückschauen oder auch brandheiße aktuelle Themen in den Fokus nehmen, meint Poser. An illustrativen Beispielen mangele es nicht. "Von den gottlosen Züllsdorfern, über Dresdner Sportler, die zum Westfernsehengucken nach Lebusa kamen, kommt episodenhaft Geschichte keineswegs zu kurz im Kalender", blättert er schon einmal durch ein druckfrisches Exemplar. Singende Genreserven aus Jeßnigk, Naturkunde pur über den gemeinen Feldhasen, Jimi-Hendrix-Fans aus Buchhain und die erste freie Rosenmontagsrede vom legendären Karneval in Kolochau - all das hat der neue Kalender zu bieten.
Besonders freut den Kalendermacher der Neuzugang an Autoren, die zum ersten Mal mit von der Partie sind. "Viola Lehmann aus Herzberg hat Erzähltalent und schildert in den schillerndsten Farben, teils mundartlich, ein Verstopfungsleiden aus ihrer Kindheit. Sylvius Wegner, Herzberger Comedian und Lebensretter von Berufswegen, schrieb auf, wie er die verlorene Sandale seiner Gattin vor dem jähen Ende in einem städtischen Mülleimer bewahren konnte", verrät Poser, was die Kalenderleser unter anderem erwartet.
Präsentation in Schlieben steht unmittelbar bevor
Am Mittwoch, 13. November, wird der neue Herzberger Heimatkalender im Drandorfhof in Schlieben präsentiert. Mit vielen kurzen und kernigen Rede- und Musikbeiträgen soll bei den Freunden des Kalenders die Lust am Lesen geweckt werden. Um 19 Uhr geht es los. Eingeladen sind alle Heimatfreunde und besonders die, die es noch werden wollen. Der Eintritt ist frei.



Eine verschlossene Tür weit aufgestoßen (Herzberger Rundschau, 03.10.2019)
"Herzberg unterm Hakenkreuz" ist eine Dokumentation über das wohl dunkelste Kapitel der Stadtgeschichte. Auf der Vorstellung muten die Autoren Stephanie Kammer und Ulf Lehmann den Zuhörern viel zu.

Von Birgit Rudow


Stephanie Kammer und Ulf Lehmann haben bei der Vorstellung von "Herzberg unterm Hakenkreuz" sich und ihrem Publikum am Mittwochabend viel abverlangt. Fotos: Rudow © Foto: Rudow|LR


Das Interesse der Herzberger an der Dokumentation "Herzberg unterm Hakenkreuz" war groß und der Saal voll. Neben vielen Älteren war auch die junge Generation gekommen. © Foto: Rudow|LR

Ulf Lehmann schlüpfte im Monolog in die Rolle einiger Akteure des Dritten Reiches in Herzberg. Künstlerisch war dies eine Glanzleistung. © Foto: Rudow|LR


Von Birgit Rudow
Wie soll man sie beschreiben, die Stimmung unter den mehr als 200 Zuhörern am Mittwochabend im Bürgerzentrum, als die letzten Takte der von Ulf Lehmann gesungenen und von Sebastian Pöschl am Flügel begleiteten Reichstagsbrand-Moritat im Mackie-Messer-Gewand verklungen waren? Bedrückt, nachdenklich, erschüttert und zugleich beeindruckt? Es war wohl von jedem etwas.
Dunkelstes Kapitel von Herzbergs Stadtgeschichte
Stephanie Kammer und Ulf Lehmann, das Paar, das beruflich wie ehrenamtlich eng mit der Regionalgeschichte verbunden ist, hat etwas vollbracht, was längst fällig war. Es hat die Zeit des Nationalsozialismus, "das womöglich dunkelste Kapitel der Stadtgeschichte" in Herzberg, beleuchtet. Bis die Dokumentation "Herzberg unterm Hakenkreuz" fertig auf dem Tisch lag, war es ein langer Weg. In Herzberg lag Jahrzehnte der Mantel des Schweigens über dieser Zeit.
Der endgültige Auslöser, sich ihr intensiv zu widmen, sei der aktuelle Rechtsruck in der Gesellschaft gewesen, erklärte Stephanie Kammer. Hätte ihr früher jemand gesagt, "dass dieses Buch in einer Zeit erscheint, in der Populisten und ziemlich fragwürdige Menschen ein Wahlamt nach dem anderen gewinnen, dann hätte ich gesagt: unmöglich", so die Autorin am Mittwochabend.
Bis zur Wende sei die Erinnerungskultur der vorgefertigten sozialistischen Geschichtsarchitektur gefolgt. Nach Wende und Wiedervereinigung seien dann die Fragen gekommen.
Materialsammlung "Herzberg unterm Hakenkreuz"
Kammer erzählt von den Anfängen der Aufarbeitung in jüngerer Zeit, auf denen sie aufbauen konnte. Auf den Lehrer Frank Träger, der sich mit Schülern mit Schicksal der Herzberger Kaufmannsfamilie Schlesinger befasste, die im KZ Theresienstadt ermordet wurde. Auf das Sender-Buch von Horst Knuppe, auf das Gespräch mit der kürzlich verstorbenen Irmgard Straach, die eher beiläufig von der Hinrichtung eines polnischen Zwangsarbeiters in Neunaundorf erzählte.
Kammer und Lehmann kauften Nachlässe auf, durchforsteten Archivmaterialien und erstellten durch Leihgaben von Geschichtsfreunden eine Materialsammlung, die in dem Buch "Herzberg unterm Hakenkreuz" mündete.
Die Autoren haben nach einer Form gesucht, wie sie Buch und Zeit vorstellen sollten. Sie haben sich für eine szenisch-künstlerische Lösung entschieden und diese so hervorragend umgesetzt, dass es dem Publikum Tränen in die Augen und Klöße in die Hälse trieb.
Nationalsozialismus in Herzberg in allen Facetten
Eingebettet in drei Teile der Reichstags-Moritat (Wer hatte Ulf Lehmann dieses musikalische Talent zugemutet?) widmete sich Stephanie Kammer der Geschichte des Nationalsozialismus und ihren "Geschichten" in Herzberg, von der des feingeistig konservativen Bürgermeisters Walter Sourell, vom Kopf des NSDAP-Kreisverbandes Reinhold Fritsche, vom hin- und hergerissenen Heimatkalender-Schreiber Fritz Stoy, von den Pfarrern der Bekennenden Kirche, vom Widerstand eines Gerd von Tresckow bis zur Ermordung von Zwangsarbeitern. Über allem steht die Wahrheit, dass der Nationalsozialismus trotz tapferen Widerstandes in Herzberg in all seinen Facetten zu Hause war.
Untersetzt wurden diese bedrückenden und von Sebastian Pöschl musikalisch noch bekräftigten Darlegungen durch Ulf Lehmann, der in die Rolle von Akteuren des Dritten Reiches in Herzberg schlüpfte. Und er brachte das Publikum in den Zwiespalt, der künstlerischen Leistung Beifall zu zollen, wo ihn die inhaltliche Realität gar nicht zuließ.
Herzberger Stadtgeschichte bewahrt
Stephanie Kammer und Ulf Lehmann haben ihren Zuhörern viel zugemutet. Aber der Punkt dafür war längst gekommen. Die meisten derer, die noch weiter zur Aufarbeitung dieser Zeit beitragen könnten, leben nicht mehr.
Kammer und Lehmann gehört der Verdienst, einen unfassbaren Teil der Stadtgeschichte zumindest in großen Teilen bewahrt zu haben. Sie sind durch eine lange verschlossene Tür gegangen. Vor allem die Herzberger Jugend muss es ihnen gleich tun. Gerade jetzt.


"Der Kindsmord zu Schöneck" am Freitag 06.09.2019 um 18.30 Uhr in der Mediathek (Bibliothek) Bürgerzentrum Herzberg
Der Kultur- und Heimatverein Herzberg / E. e.V. lädt alle Interessierten zu einer Buchlesung ein. Diese Veranstaltung entstand in Kooperation mit der Mediathek (Bibliothek) der Stadt Herzberg (Elster).

"Der Kindsmord zu Schöneck" - Eine Spurensuche von Wibke und Siegfried Martin um einen historisch belegten Kriminalfall im Vogtland, mit Bezügen zur Herzberger Gegend.
1715 ersticht die 20-jährige Johanna Elisabeth Müller, Pfarrerstochter aus Schöneck im Vogtland, ihr Neugeborenes. Inzestgerüchte wabern. Wird die Mörderin hingerichtet, wie 17 Jahre vorher eine vermeintliche Brandstifterin, die 14-jährige Maria Meyen?
Der Mord bedroht das Ansehen der evangelischen, lutherischen Landeskirche Sachsens. König und Kurfürst August der Starke greift ein.
Wibke Martin hat zum Geschehen recherchiert und die Verhörprotokolle sowie die dazugehörigen Schreiben erschlossen, soweit sie im Ephoralarchiv Plauen/Vogtland erhalten geblieben sind. Bevor sie aus der umfangreichen Materialsammlung ihren dritten Tatsachenroman formen konnte, ist sie verstorben. Ihr Ehegatte, Siegfried Martin, hat die Rechercheergebnisse zusammengefasst, sie mit Hintergrundinformationen zum überraschenden Ausgang der juristischen Verfolgung des Verbrechens ergänzt und als Buch herausgegeben. Es enthält unter anderem alle vorhandenen Akten, wiedergegeben wie im Original.
Die Lesung ermittelt ein lebensnahes Bild vom Unglück, das über die Pfarrersfamilie hereingebrochen war. Verwiesen wird auf Lebensspuren der Kindsmörderin, die zu ihrem Schwager, Pfarrer zu Prießen, Buchhain, Nexdorf, und zu einem Müller bei Herzberg führen.


Stadtgeschichte - Herzberg am Vorabend des 2. Weltkriegs (Herzberger Rundschau, 29.08.2019)

Uniformen gehören längst zum Alltag in Herzberg: Die Wehrmacht marschiert durch die Torgauer Straße, hier vorbei am Abzweig Lugstraße. FOTO: Sammlung Schülert
Herzberg. Ein Rückblick nach 80 Jahren. Am 2. Oktober findet im Bürgerzentrum die Buchpräsentation "Herzberg unterm Hakenkreuz" statt. Von Stephanie Kammer
Der 1. September 1939 ist ein Schicksalstag für alle. Der Zweite Weltkrieg wird von Hitler-Deutschland entfacht. Der Preis, den dieses Fiasko fordert, ist unvorstellbar hoch: Gigantische Zerstörung in Europa und ein bisher ungekanntes Massensterben. Der Krieg verlangt 65 Millionen Menschenleben, das sind mehr als 1000 Todesopfer stündlich, etwa 100 von ihnen werden Deutsche sein. Von all dem ahnt man am 1. September 1939 nichts. Wer jedoch durch die Lesebrille der Lokalgeschichte ins Herzberg der späten 1930er-Jahre schaut, wird überrascht sein, wie viele Anhaltspunkte es für die Kriegspläne der Nationalsozialisten und für den bevorstehenden Niedergang von Recht und Menschlichkeit gibt. Und das gut sichtbar im Regionalen, vor den bekannten Schauplätzen, die vielen Menschen auch heute wohlvertraut sind.
Herzberg 1939: Der sogenannte Führerstaat durchdringt alle Lebensbereiche. NSDAP-treue Funktionäre sitzen in Führungspositionen und Gremien. Die Bevölkerung ist durch inzwischen linientreue Vereine und verschiedenste NS-Gliederungen erfasst und in den Dienst der Gesellschaft gestellt. Politisch Andersdenkende sind längst von der Bildfläche verschwunden. Es bleiben maximal Nischen und das rein Private für kritischen Geist.
Der mächtigste Mann in Herzberg und im Kreis heißt Reinhold Fritsch, NSDAP-Kreisleiter und Bürgermeister bis 1945. Der ehemalige Bergarbeiter aus Sondershausen hat "Erfolge" vorzuweisen, deren Anfänge oft in den politischen Genesungsmaßnahmen der Weimarer Zeit zu suchen sind. In den Zeitungen und regionalen Veröffentlichungen wie dem Heimatkalender sprechen dieser Tage parallel zu Propaganda und politischem Pathos Hoffnung und Aufbruch. Denn die Notzeit scheint überwunden.


Reinhold Fritsch (2.v.l.) war NSDAP-Kreisleiter und Bürgermeister von Herzberg bis 1945. FOTO: Sammlung Tennstedt
Bereits im September 1934 wird im Kreis Schweinitz eine erste Verdunklungsübung für den Luftschutz durchgeführt. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht wird gefeiert. 1935 gründen sich hiesige Ortsgruppen des Reichsluftschutzbundes. In diesen Tagen träumt Reinhold Fritsch vom Bau eines Flugplatzes, der jedoch nicht realisiert wird. Dafür wird vielerorts gebaut und erneuert. Die Herzbergerinnen werden für Sanitätszüge und als Helferinnen des vaterländischen Frauenvereins geworben. 1936 informiert Fritsch per Telegramm Adolf Hitler persönlich über die Reichstagswahl im Kreis: "Melde meinem Führer, dass im Kreis Schweinitz (…) von den 99,9 Prozent abgegebenen Stimmen 99,7 Prozent für Sie gestimmt haben!"
In Herzberg steht der Nationalsozialismus wie im gesamten Reich auf festen Säulen. Es wird bescheiden gelebt, "richtig" gewählt und gedacht. Im November 1938 werden Pogrome gegen die wenigen jüdisch stämmigen Deutschen in Herzberg und Umgebung unter Fritschs Federführung umgesetzt. Das Herzberger Kaufmannsehepaar Schlesinger, jetzt als jüdisch etikettiert, verliert Geschäft, Grundstück und bald das eigene Leben. 1939 geht die leistungsfähigste Rundfunksendeanlage Europas in Betrieb, trägt die NS-Propaganda zuverlässig in jedes Wohnzimmer. Der Deutschland-Sender steht in Herzberg. Ende August 1939 werden bereits die ersten Lebensmittelkarten in Herzberg ausgegeben, bereits wenige Tage vor dem fingierten, allerorts propagierten polnischen Überfall auf den Sender Gleiwitz. Alle Vorzeichen sind auf Krieg gestellt. Die Wirtschaft rüstet, die Vorratslager sind nach guten Ernten voll. Deutschland zieht am 1. September 1939 siegessicher in den Krieg, ins selbstgemachte Verderben, reißt Millionen Unschuldige mit sich - und Herzberg ist mittendrin.

NS-Ideologie machte auch vor den Jüngsten nicht halt: Herzberger Kinder im Jahr 1938 in Wehrmachtsfahrzeugen. FOTO: Sammlung Hartwich


Herzberg - Orgel soll nicht mehr lange leiden (Herzberger Rundschau, 31.07.2019)


Die Herzberger Rühlmann-Orgel ist das Glanzstück der Stadtkirche St. Marien. Als solches soll sie auch wieder erklingen. FOTO: LR / Rudow

Herzberg. Besonderes Benefizkonzert für Sanierung der "alten Dame" am 11. August. Familie Gutsche übergibt am Sonntag 5000 Euro. Von Birgit Rudow
Sie leidet - die große Rühlmann-Orgel in der Herzberger Stadtkirche. Und mit ihr viele Musikliebhaber, die Kirchengemeinde und besonders Kantorin Solveig Lichtenstein. Seit 123 Jahren ziert das Instrument die Kirche und ist eine der größten dreimanualigen noch erhaltenen Rühlmann-Orgeln, die nicht umgebaut wurden. Doch jetzt ächzt sie vor allem in der Windanlage und in der Pneumatik. Die Bälge aus Leder sind porös und undicht. Ebenso sieht es bei den mit Leder abgedichteten Zwischenventilen an den kleinen Bleirohren aus, in denen die Luft zwischen Spieltisch und Pfeifen übertragen wird. Alter und klimatische Bedingungen haben dem Material zugesetzt. Die Orgel klingt nicht mehr, wie sie eigentlich klingen sollte. "Es ist des Öfteren schon an ihr rumgeflickt worden. Auch mein Vorgänger Gerhard Noetzel hat die Bälge gerichtet. Aber jetzt ist der Verschleiß so stark, dass sie dringend saniert werden muss", sagt die Kantorin.
Spezialfirma geht ans Werk
Geschehen soll das im kommenden Sommer. Die Arbeiten sind bereits an die Orgelwerkstatt Scheffler in Sieversdorf bei Frankfurt/Oder vergeben. "Die Firma kennt sich mit spätromantischen Instrumenten, deren Funktionsweise sehr speziell ist, sehr gut aus. Da liegt es nahe, dass wir uns im Zuge der Ausschreibung für dieses kompetente Unternehmen entschieden haben", so Solveig Lichtenstein.
90 000 Euro werden benötigt
Bleibt nur noch die Frage, wie die Sanierung finanziert werden kann. Etwa 90 000 Euro sind laut Kostenvoranschlag dafür nötig. Die Kantorin geht aber davon aus, dass es durchaus noch etwas mehr werden könnte. "Deshalb freuen wir uns, dass schon viel Geld zusammen gekommen ist", sagt sie. Der Kirchenkreis und die Landeskirche geben etwas dazu. Beim Landkreis, bei der Sparkassenstiftung und bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sind Fördermittel beantragt. Doch für einen nicht unerheblichen Teil muss die Herzberger Kirchengemeinde selbst aufkommen. Dabei sollen vor allem Spenden helfen.
Familie Gutsche übergibt 5000 Euro
Seit vielen Monaten bereits bittet die Gemeinde bei Konzerten zum Beispiel um Spenden für die Orgelsanierung und die Konzertbesucher sind nicht kleinlich. Einen schönen Einfall hatten kürzlich die Herzberger Gisela und Horst Gutsche. Statt Geschenke und Blumen haben sie zu ihrer diamantenen Hochzeit um Geld für die Orgelsanierung gebeten. Den "Erlös" von sage und schreibe 5000 Euro möchten sie am kommenden Sonntag beim Konzert "Sommer-Serenade" in St. Marien der Kantorin Solveig Lichtenstein und der Leitungskreis-Vorsitzenden Renate Lieback übergeben. "Wir hoffen, dass das Geld dazu beitragen wird, fristgerecht in wenigen Monaten mit der Reparatur der Orgel zu beginnen, damit die Arbeiten im nächsten Jahr abgeschlossen werden können", so Horst Gutsche.
Wunschtitel ersteigern
Zur Finanzierung der Orgelsanierung soll auch ein besonderes Benefizkonzert beitragen, bei dem die Zuhörer das Programm selbst mitgestalten können. Es ist sozusagen ein Wunschkonzert und findet am Sonntag, dem 11. August, um 18 Uhr im evangelischen Gemeindesaal in Herzberg statt. Zwischen 15 Uhr und 17.45 Uhr können sich Musikfreunde einen (oder mehrere) Lieblings-Klassik-Hit(s) aus einer Liste aussuchen und für einen kleineren (oder auch größeren) Betrag ersteigern. Grundgebot sind zwei Euro. Im Angebot sind bekannte und beliebte Stücke aus Barock, Klassik, Romantik und Moderne. Dazu zählen zum Beispiel die Carmen-Ouvertüre, die Petersburger Schlittenfahrt, die Mondscheinsonate, der Radetzkymarsch, der Säbeltanz, die Schicksalssinfonie, die Kleine Nachtmusik, der Hochzeitsmarsch und viele, viele mehr.
Die Stücke, die den höchsten Betrag erbracht haben, werden Solveig und Christopher Lichtenstein zum Konzert dann am Flügel spielen. "Die Idee mit der Ersteigerung der Musiktitel ist nicht neu. Schon viele Kantoren haben auf diese Art und Weise um Mittel für verschiedene Projekte gebeten", so Solveig Lichtenstein.
Aber auch, wer nicht "mitgesteigert" hat, kann an dem Konzert teilnehmen. Der Eintritt ist frei.
Sommerfest der Kirchengemeinde
Das Wunschkonzert ist eingebettet in das diesjährige Sommerfest der Herzberger evangelischen Kirchengemeinde. Wer möchte, kann im Gemeindezentrum vor dem Konzert auch gern einen Kaffee trinken. Der Erlös aus der Versteigerung der Stücke kommt vollständig der Orgelsanierung zugute.
Und vielleicht lässt sich der eine oder andere von diesen Aktionen - seien sie nun privater Natur wie bei Familie Gutsche oder bei Veranstaltungen - zur Unterstützung der Orgelsanierung inspirieren. Jede Spende ist willkommen, damit die Herzberger Rühlmann-Orgel bald wieder in voller Klarheit erklingen kann.
Evangelischer Kirchenkreis Bad Liebenwerda, Kirchenkassen Herzberg, IBAN: DE21 1805 1000 3300 1030 95, Verwendungszweck: Orgel Herzberg


Solveig und Christopher Lichtenstein spielen zum Konzert am 11. August die Titel, die die Musikfreunde im Vorfeld ersteigert haben.
FOTO: LR / CARSTEN HOFFMAN


Ortsjubiläum in Frauenhorst (Herzberger Rundschau, 24.07.2019)
Ein Dorf rüstet sich zur 750-Jahr-Feier


Noch liegen die Strohballen vor dem Ortseingang Frauenhorst. In den kommenden Tagen sollen daraus große bunte Puppen entstehen, die die Gäste zum Fest einladen. FOTO: LR / Rudow
Frauenhorst. Viele Frauenhorster helfen bei der Vorbereitung. Die Festschrift zum Jubiläum ist 104 Seiten dick. Historische Dorfrundgänge werden angeboten. Von Birgit Rudow
Wer war Borchardo militi de Vrowenhorst? Er war dabei, als sich 1269 Graf Konrad von Brehna auf der Löbener Burg mit Mönchen aus dem Schloß Dobrilugk und einem Teil seiner Lehensleute traf, um Geschäfte zu machen. Zu Letzteren gehörte Borchardo. Man kann ihn auch Ritter Burkhard von Frauenhorst nennen. Diesem Treffen und dem erstmaligen Auftreten eines Vertreters der Familie von Frauenhorst verdankt der Ort seine Ersterwähnung 1269 und damit auch seine 750-Jahr-Feier in diesem Jahr. So jedenfalls schreibt es der Regionalhistoriker Ulf Lehmann in seinem Beitrag "Spaziergang durch 750 Jahre Ortsgeschichte" in einer 104 Seiten umfassenden Festschrift, die zum Jubiläumswochenende in Frauenhorst vom 23. bis 25. August erscheint.
Es war im Frühjahr 2018, als bei der Frauenhorster Feuerwehr (wie so oft aus einer Bierlaune heraus) die Idee entstand, das Jubiläum 750 Jahre Ersterwähnung des Ortes würdig mit einem Fest zu begehen, in dessen Mittelpunkt die Frauenhorster Geschichte steht. Chronist und Elektromeister Ulf Lehmann aus Herzberg hat eher zufällig davon erfahren, als er bei Arbeiten im Ort durch einen Vermerk auf der Kreidetafel an der Feuerwehr darauf aufmerksam wurde. Er sicherte seine Hilfe zu. Und so begann im Oktober vergangenen Jahres die akribische Vorbereitung der Feier und der Festschrift. Die Frauenhorster wurden aufgerufen, in ihren Häuser und Köpfen zu kramen und nach Daten, Fotos, Geschichten oder Anekdoten zum Ort, zu ihren Familien und Höfen zu suchen.
Viele historische Fakten zusammengetragen
"In einer Arbeitsgruppe ‚Historie' haben vor allem Dieter Dräßig, Volker Enigk und Peter Laschke viele Gespräche geführt und die Fakten zusammengetragen", sagt Eric Laschke, der das Festkomitee leitet. Zu jedem Grundstück wurde die Besitzerfolge ermittelt. "Es gibt etwa 40 Grundstücke in Frauenhorst, davon 22 ganz alte, von denen zum Teil die Namen der ersten Besitzer aus dem 18. Jahrhundert bekannt sind. Bei einigen sind sie lückenlos nachvollziehbar, bei anderen nur bruchstückhaft", sagt Ulf Lehmann. "Die Höfe und ihre Besitzer" heißt dieser Teil in der Festschrift. Weitere Kapitel betreffen die Schulgeschichte des Ortes, die Wanderschaft des Frauenhorster Schatzes, die Dorfkirche und ihre Geschichte, die Frauenhorster Mitbewohner aus dem Tierreich, subtile Jagden, den Storch sowie Brände und andere Begebenheiten. Mitgearbeitet haben daran viele Frauenhorster. "Die Festschrift und die gesamte Festorganisation sind ein reisengroßes Gemeinschaftswerk", schätzt Ulf Lehmann sozusagen als außenstehender Nicht-Frauenhorster ein.
Mischung aus Geschichte und Unterhaltung
In der Schrift konnte längst nicht das gesamte zusammengetragene Material bearbeitet werden, so Eric Laschke. Deshalb wird zum Fest in der Kirche noch eine historische Ausstellung zusammengestellt, die am Samstag, 24. August, von 15 Uhr bis 19 Uhr zu sehen ist. Vorgesehen sind auch historische Dorfrundgänge. "Am Freitagabend ist der erste um 20.30 Uhr. Sozusagen als Generalprobe für die Frauenhorster", sagt Eric Laschke. Ein weiterer ist für Samstagnachmittag vorgesehen. Sollte Interesse bestehen, kann auch noch ein dritter "eingeschoben" werden. Der Rundgang führt an Orte, die für die Geschichte des Ortes von Bedeutung sind, wie einzelne Höfe, die Stelle des Münzfundes, das Kriegerdenkmal oder auch bestimmte Bäume. Ein Baum soll zum Fest im Übrigen auch gepflanzt werden. Das Festprogramm ist eine Mischung aus Historie und Unterhaltung mit Familiennachmittag, Posaunenkonzert in der Kirche, Männerchorauftritt, den Schlagfertigen, Gottesdienst, Frühschoppen, Kaffeetafel und einer großen Party am Samstagabend.

Das Cover der Festschrift zum Dorfjubiläum, die in Kürze in den Druck gehen wird. FOTO: LR / Lehmann
Neues Sachbuch erscheint am 2. Oktober
Über die Region Herzberg im Dritten Reich erscheint eine Dokumentation mit dem Titel "Herzberg unterm Hakenkreuz", die am Mittwoch, 2. Oktober, um 19 Uhr im Herzberger Bürgerzentrum präsentiert wird.


Diamantene Hochzeit (Herzberger Rundschau, 21.07.2019)
Die Geschenke bekommt die Stadtkirchen-Orgel


Mit der gesamten Familie ging es am Samstag in die Kirche. Horst Gutsche hat die Box für die "Geschenke" unter dem Arm. FOTO: Dieter Müller

Herzberg. Herzbergs Ehrenbürger Horst Gutsche und seine Frau Gisela feierten drei Tage lang ihre diamantene Hochzeit. Von Birgit Rudow
Wenn in Herzberg der Name Gutsche fällt, fragt kaum jemand nach, wer das denn sei. Gisela und Horst Gutsche kennt hier fast jeder. Vielen sind sie als Lehrer aus der Schulzeit noch gegenwärtig. Doch auch Jüngere kennen vor allem Horst Gutsche als Regionalhistoriker, Verfasser von historischen Schriften oder ehemaligen Chef der Herzberger Münzfreunde. Vor zehn Jahren wurde Horst Gutsche zum Ehrenbürger der Stadt Herzberg ernannt. Er und seine Frau standen und stehen oft in der Öffentlichkeit.
Jetzt aber feierten sie ein ganz persönliches Fest - ihre diamantene Hochzeit, und das gleich drei Tage lang. Am 18. Juli 1959 haben Horst und Gisela Gutsche in Dresden, der Heimatstadt von Gisela, geheiratet. Kennengelernt haben sie sich während ihres Lehrerstudiums in Potsdam. Sie waren in einer Seminargruppe. Beachtet haben sie sich aber erst mal nicht. Gefunkt hat es erst später, bei einem damals obligatorischen Studenten-Kartoffelernteeinsatz. "Da haben wir uns viel unterhalten und gemerkt, dass wir in vielen Ansichten übereinstimmen und gleiche Interessen haben", erzählt Gisela Gutsche.
1958 begann Horst seinen Schuldienst in Herzberg. Gisela war erst einmal in Schönewalde, ehe auch sie 1959 an eine Herzberger Schule wechselte. Mit einer gemeinsamen Wohnung hat es nicht gleich geklappt. "Wir wohnten anfangs in der Schliebener Straße oben auf dem Boden, ohne Toilette oder fließend Wasser", erinnert sich Frau Gutsche. 1960 durfte das junge Paar dann am Nikolaustag eine AWG-Wohnung in der Richard-König-Straße beziehen. "Mit Bad - das war für uns unglaublich", so die Frau des Hauses. Die Gutsches wohnen bis heute dort.
1960 kam Sohn Reiner zur Welt, ein Jahr später Tochter Uta. "Eigentlich ist bei uns immer alles gut gegangen. Dafür können wir nur dankbar sein", so Gisela. Beide sind gern und mit Leib und Seele Lehrer gewesen. In ihrer "Schulzeit" haben sie viel erlebt. Besonders gern erinnern sie sich an Ferien- und Abschlussfahrten von Moskau bis Rimini. Auch die Familie ist mit der Zeit immer größer geworden. Zu ihr gehören jetzt acht Enkel und drei Urenkelkinder.
Nachdem Gisela und Horst altersbedingt den Lehrerberuf an den Nagel gehängt hatten, haben sie auf anderen Gebieten neu durchgestartet - vorrangig auf heimatgeschichtlicher Ebene. Ihrer Ehe hat das nie geschadet. Auf die Frage, wie man es 60 Jahre miteinander aushält, antwortet Gisela Gutsche mit diesem Spruch: "Schau mit Liebe und verzeih, Du bist auch nicht fehlerfrei". Man müsse die Macken des anderen auch in Kauf nehmen können, sagt sie.
Den "richtigen" Tag ihrer diamantenen Hochzeit am vergangenen Donnerstag haben die Gutsches im engsten Familienkreis begangen. Am Freitag wurde mit den Münzfreunden gefeiert. Und das große Fest mit der Verwandtschaft fand am Samstag statt - erst Einsegnung in der Kirche und anschließend gemütliche Stunden im BlauHaus. "Viele Familienmitglieder mussten in der Woche arbeiten. Da haben wir die Feier auf das Wochenende gelegt", so Gisela Gutsche.
Sie und ihr Mann sind trotz ihrer 83 Jahre noch fit und aktiv. Gisela vergisst nicht zu betonen, dass sie ein Vierteljahr älter ist als ihr Mann. "Ich hab ihm immer gesagt, er soll sich nicht so eine alte Frau nehmen", sagt sie scherzhaft. Auf Geschenke und Blumen zur "Diamantenen" haben sie bewusst verzichtet. "Wir haben am Samstag an der Kirche eine Box aufgestellt und alle gebeten, statt der Geschenke etwas Geld in die Box zu legen. Alles, was da zusammenkommt, wollen wir für die Restauration der Orgel in der Stadtkirche spenden. Wir selbst werden am Ende noch aufrunden", kündigt das Paar an. So sind sie eben - die Gutsches.


Vorort: 600 Jahre Krassig (13.07.2019 Fotos: D. Müller)

Übergabe der Krassiger Schulchronik

Pflanzen einer Linde


Vereinsfahrt nach Lübbenau (08.06.2019)


Werner Janensch (Herzberger Rundschau, 03.05.2019)
Herzberg und sein Saurierforscher


Gedenktafel am Geburtshaus von Werner Janensch in der Kirchstraße 5 in Herzberg. FOTO: LR / Rudow
Herzberg. Der Beginn der Tendaguru-Expedition jährt sich dieses Jahr zum 110. Mal. Herzberg nimmt dies zum Anlass, an einen großen Sohn der Stadt zu erinnern. Von Birgit Rudow
"Die Dinos sind los - Herzberg auf Saurierexpedition" - so lautet das Motto des Thementages beim Tierparkfest, der am Sonntag um 11 Uhr startet. Schon das gesamte Jahr über taucht der Dinosaurier namens "Brachiosaurus brancai" in der Stadt immer mal wieder auf. Und das aus gutem Grund. 1909 begannen die Ausgrabungen am Tendaguru-Hügel im heutigen Tansania. Jeder kennt das Ergebnis - die ausgegrabenen Saurierskelette sind heute im Naturkundemuseum in Berlin zu bewundern, auch der 13 Meter hohe Brachiosaurus brancai. Die Tendaguru-Expedition im damaligen Deutsch-Ostafrika stand unter der Leitung des Paläontologen Werner Janensch, der am 10. November 1878 im Haus Kirchstraße 5 in Herzberg geboren wurde.
Ausstellung wird vorbereitet
Den 110. Jahrestag des Beginns der Expedition nimmt die Stadt Herzberg zum Anlass, sich intensiver mit dem berühmten Sohn ihrer Stadt zu befassen. Das ist auch der Grund für das Motto zum Thementag beim Tierparkfest.
Höhepunkt der Janensch-Ehrung und des "Dino"-Jahres wird im Herbst eine Ausstellung in Herzberg in Zusammenarbeit mit dem Naturkundemuseum Berlin sein, wie es sie zu Werner Janensch noch nicht gab. Intensiv kümmern sich darum unter Schirmherrschaft von Bürgermeister Karsten Eule-Prütz Susanne Wegner, Mitarbeiterin für Marketing bei der Stadtverwaltung, und Mediathek-Chef André Kessler. Ins Boot geholt haben sie den freiberuflichen Historiker Dr. Mario Huth aus Jeßnigk. Er berät die Stadtverwaltung, durchforstet Archive, wertet Quellen aus und wird die Inhalte der Ausstellung zusammenstellen. "Wir wollen versuchen, die Lebensstationen von Werner Janensch nachzuvollziehen", so Mario Huth.
Über den Menschen Werner Janensch seien die Überlieferungen nicht sehr üppig. Er sei ein sehr introvertierter Mann gewesen, so der Historiker. In Herzberg finden sich im Pfarrarchiv Hinweise auf Geburt und Taufe. In der Schulchronik wird er erwähnt, und auch in seiner Dissertation, von der Mario Huth eine gedruckte Version ersteigert hat, nimmt Janensch Bezug zu Herzberg. Der Vater war in der Stadt Amtsrichter. Nach Werners Elementarschulzeit hatte die Familie Herzberg aber verlassen. Mario Huth hofft, eventuell über die Geschwister von Janensch (er selbst war kinderlos) etwas über dessen Persönlichkeit in Erfahrung zu bringen.
Reichhaltiger wissenschaftlicher Nachlass
Über den Wissenschaftler Werner Janensch ist in den Archiven mehr zu erfahren. Mario Huth hat das Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aufgesucht, die Janensch 1911 die Leibniz-Medaille verliehen hat. Erst in dieser Woche war er wieder im Archiv des Naturkundemuseums. Vor einigen Wochen besuchten Dr. Daniela Schwarz und Dr. Oliver Hampe vom Museum die Stadt Herzberg, um über die Ausstellung zu sprechen. "Es ist eine sehr interessante und gute Zusammenarbeit mit dem Museum. Der Nachlass zu Janensch ist reichhaltig und ich kann in den Archiven schauen, was sich zu dem Wissenschaftler finden lässt und was wir für unsere Zwecke verwenden können", so Mario Huth.
Bekannt ist, dass Janensch bis zu seinem Lebensende 1969 an der Auswertung seiner Expeditionen gearbeitet hat. Abgeschlossen ist sie bis heute nicht, so Mario Huth.
"Als Paläontologe ist Werner Janensch eine Person von wissenschaftlichem Weltrang", sagt der Historiker. Die Herzberger könnten stolz sein, dass er ein Sohn ihrer Stadt ist. Die Ausstellung soll sie mit seiner Arbeit und seiner Person vertraut machen. "Sicher können wir viele Aspekte bis zum Herbst nur an der Oberfläche streifen. Aber man kann sie ja später vertiefen", sagt Mario Huth. Ihm schwebt vor, eine Ausstellung zu Werner Ernst Martin Janensch dauerhaft in Herzberg zu etablieren.


600-Jahrfeier in Krassig verschoben (Herzberger Rundschau, 30.04.2019)
Krassig (red/ru). Die für Samstag, den 4. Mai, um 15 Uhr vorgesehene Jubiläumsveranstaltung anlässlich der 600-Jahrfeier von Krassig muss verschoben werden, informiert Jessica Kessel von der Stabsstelle Marketing des Amtes Schlieben. Die Feier findet voraussichtlich am Samstag, den 13. Juli, statt. An dem Juli-Wochenende feiern die Krassiger ihr Dorffest. Zur Jubiläumsfeier soll die Schulchronik übergeben und eine Linde gepflanzt werden. Erst kürzlich hatte Timo Andreas beim Herzberger Heimatverein einen Vortrag über Krassigs Dorf- und Schulgeschichte gehalten.


Regionale Geschichte (Herzberger Rundschau, 26.04.2019)
Neues Buch: "Herzberg unterm Hakenkreuz"

Timo Andreas stellte dem Autorenteam diese zeitgenössische Abbildung zur Verfügung: Unterhalb der Rathausuhr ließ ein Holz-Hakenkreuz erkennen, wie die Uhren während der NS-Diktatur in Herzberg tickten. FOTO: privat
Herzberg. Ulf Lehmann und Stephanie Kammer forschen über die Zeit des Dritten Reiches in der Region Herzberg.
(red/ru/) Die Herzberger Ulf Lehmann und Stephanie Kammer arbeiten derzeit intensiv an einer Dokumentation über die Zeit des Dritten Reiches in der Region Herzberg. "Noch immer herrscht unbehagliches Schweigen, wenn es um die dunklen Kapitel der hiesigen Geschichte geht. Erhängte Zwangsarbeiter, auf der Flucht Erschossene, drangsalierte Pfarrer und Christen, internierte Sozialdemokraten und Kommunisten - das alles gab es in der Region Herzberg", so Stephanie Kammer. Bisher sei dieses Thema jedoch nur spärlich beschrieben und wenig öffentlich diskutiert worden. Mit dieser bruchstückhaften Erinnerungskultur über die Zeit zwischen 1933 und 1945 in der Region Herzberg solle nun Schluss sein, beschreibt sie das Ziel der Veröffentlichung.
"Wer an Herzberg und die Nazi-Zeit denkt, hat oftmals die gleichen klischeehaften Bilder im Kopf: Olympische Fackelläufer am Heitern Blick, der Deutschlandsender III, die 750-Jahrfeier. Vielleicht noch legendenhafte Anekdoten, wie Hermann Göring in die "Gottesgabe" in Friedrichsluga einkehrte und ein paar Straßenarbeitern in klirrender Kälte ein warmes Getränk ausgab. Am Ende Bombardierungen, die gesprengte Eisenbahnbrücke und weiße Laken am Kirchturm", sagt die Verlegerin.
Während in der Vergangenheit schlaglichtartig über Ereignisse, Personen und Verbrechen des Dritten Reiches geschrieben worden ist, soll jetzt genau 80 Jahre nach dem Kriegsbeginn eine reich illustrierte Gesamtdarstellung dieses Zeitabschnittes erscheinen. "Den besonderen Charakter erhält die Dokumentation durch ihre Vielschichtigkeit. Neben politischen und gesellschaftlichen Themen widmen wir uns vor allem der Alltagsgeschichte. Dank jahrzehntelangen Sammelns und der Zusammenführung von Fotos und Dokumenten aus verschiedenen Nachlässen entsteht so ein Zeitbild, das Herzberg von der Machtergreifung bis zum Kriegsende erschütternd dicht porträtiert", so Stephanie Kammer. Neue Erkenntnisse über den Umgang mit Ausländern, mit verfolgten Glaubensgemeinschaften, über organisierten Widerstand durch die bekennende Kirche werden ebenfalls in Wort und Bild beleuchtet. Dazu das ganz "normale" Leben: Schwimmbadbau, Zirkus, Rathaussanierung, Eiswinter, Schulfeste.
Die Dokumentation wird den Titel "Herzberg unterm Hakenkreuz" haben. Sie soll im kommenden Jahr auch ein Ausgangspunkt für Schulprojekte und andere Veranstaltungsformate im Landkreis Elbe-Elster werden. Dazu führten Ulf Lehmann und Stephanie Kammer bereits erste Gespräche. "Passend zur Kulturlandkampagne im Land Brandenburg 2020, das unter dem Motto ‚Krieg und Frieden' steht", blickt schließlich Ulf Lehmann voraus. "Über die Leihgaben und die Zuarbeiten etlicher Geschichtsfreunde haben wir uns sehr gefreut. Unsere Forschungsarbeit hat davon sehr profitiert", fügt Stephanie Kammer dankend hinzu.
Wer noch Fotos, Dokumente oder Sachquellen beisteuern möchte, kann sich jederzeit bei Ulf Lehmann und Stephanie Kammer melden. Unter 03535 248779 und via buecherkammer@gmail.com ist ein Kontakt jederzeit möglich. Eine öffentliche Buchpräsentation ist für den 1. September 2019 geplant.
(ru)


Toller Vortrag (Herzberger Rundschau, 19.04.2019)
Krassig feiert seine Ersterwähnung nun am 4. Mai

Bestandteil der Schulchronik von Krassig ist dieser Wimpel. FOTO: LR / Gutsche
Krassig. Vortrag zur Schulchronik von Timo Andreas hat die Zuhörer in Krassig begeistert.
Mehr als 40 Interessenten erlebten kürzlich einen Heimatabend der Extraklasse mit erklärtem Grund in Herzbergs Gaststätte "Wolfsschlucht". Die Vorsitzende des veranstaltenden Herzberger Kultur- und Heimatvereins Martina Heidrich war überwältigt, mehr Gäste als Mitglieder begrüßen zu können, unter ihnen Schliebens Bürgermeisterin Cornelia Schülzchen und Amtsdirektor Andreas Polz. Die Gäste kamen unter anderem aus Malitschkendorf, Dubro, Jeßnigk, Hohenbucko, Schlieben und natürlich aus Krassig.
"Sie hörten und sahen einen hoch interessanten, reich bebilderten Vortrag von Timo Andreas über Krassigs Dorf- und Schulgeschichte", so Horst Gutsche vom Heimatverein. Der Vortrag war gespickt mit begeisterten Zwischenrufen zum Beispiel bei alten Schulfotos. Timo Andreas hatte sehr viel Bildmaterial zusammengetragen und konnte seine Ausführungen auch mit authentischen Geschichtchen würzen, die er seiner Großmutter abgelauscht hatte. Sie ist die hoch betagte Krassiger Bürgerin, die die historischen Bände der Schulchronik, den Wimpel vom großen Schultreffen des Kreises Schweinitz 1929 und manch andere Dokumente bewahrt hat. Kräftiger Beifall am Ende der Veranstaltung belohnte nicht nur die Arbeit von Timo Andreas, sondern dokumentierte den Wunsch nach Fortsetzung und Vertiefung der Würdigung dieses kleinen Ortes.
Die Antwort auf die zuvor gestellte Frage, ob aus dem kleinen Projekt "Schulchronik von Krassig" angesichts des Jubiläums "Ersterwähnung von Krassig im Jahre 1419" noch mehr werden könnte, soll es nicht erst nach Monaten geben. Beflügelt von der Begeisterung an diesem Abend erklärten sich die beiden Ehrengäste bereit, mit Unterstützung der Krassiger eine kleine Geburtstagsfeier auszurichten. Die neue Broschüre zur Schulchronik avanciert damit zur kleinen Festschrift. Nach dem langem Abend verabschiedete man sich mit einem "Auf Wiedersehen in Krassig am 4. Mai" - vielleicht beim Pflanzen einer Linde, so Horst Gutsche. (ru)


Heimatgeschichte (Herzberger Rundschau, 30.03.2019)
Krassig und Schulchronik Thema beim Heimatverein
Herzberg. Dienstag Informations- und Diskussionsveranstaltung.
Zu Dienstag, 19 Uhr, lädt der Herzberger Kultur- und Heimatverein wieder zu einer Veranstaltung in die Gaststätte "Wolfsschlucht" in Herzberg ein. Diesmal geht es Krassig und seine Schulchronik, teilen Timo Andreas und Horst Gutsche vom Vereinsvorstand mit.
Hatte dieses Hundertseelendorf Krassig nahe Schlieben wahrhaftig jemals eine eigene Schule? Warum wird die Chronik jetzt zum heimatgeschichtlichen Thema? Weshalb befasst sich ausgerechnet der Herzberger Kultur- und Heimatverein mit der Materie? Wann wurde die Chronik geführt? Was steht darin geschrieben? Ist sie gar ein gutes Spiegelbild ihrer Zeit und eine Quelle für einen Teil der Dorfgeschichte? Wie kann man den Inhalt nachlesen?
Auf einen Teil der Fragen sei hier geantwortet. In der Hauptsache sind sie Thema des Vereinsabends, zu dem alle Interessenten herzlich eingeladen sind.
Zum Glück hat eine betagte Krassiger Bürgerin die zwei alten abgegriffenen Bücher gerettet und über die Zeit von Jahrzehnten aufbewahrt, so Horst Gutsche. Der Enkel der Krassigerin, ein Mitglied des Herzberger Vereins, hat aus dem Inhalt erfahren wollen. Deshalb hat ein weiteres Vereinsmitglied den Text lesbar gemacht, so dass im Herzberger Regionalverlag BücherKammer jüngst eine ansehnliche Broschüre entstanden ist. Dort, im Drandorfhof und beim Verein ist sie ab sofort für 8 Euro zu erwerben.
Der Text ist geeignet, über die dienstliche und soziale Stellung des Lehrers in vergangenen Zeiten zu diskutieren, über die Schulausstattung einst und heute, über Unterrichtsfächer und manches mehr. Doch im ersten Teil der Veranstaltung wird ein bebilderter Vortrag mit alten Schulfotos, Dokumenten und manchen Utensilien für einige Überraschungen sorgen.
Ob aus dem kleinen Projekt "Schulchronik von Krassig" angesichts des Jubiläums "Ersterwähnung von Krassig im Jahre 1419" noch mehr werden könnte, werden die nächsten Monate zeigen, so Horst Gutsche.


Der 90 Jahre alten Wimpel, der in der Krassiger Schulchronik genannt ist. FOTO: LR / Gutsche


Einladung des Kultur- und Heimatverein Herzberg/E. e. V. (HERZEIGER, Nr. 4, 22.02.2019)
Der Kultur- und Heimatverein Herzberg/E. e. V. lädt alle Vereinsmitglieder und Interessierten zu unserer nächsten Veranstaltung ein.
05.03.2019 um 19 Uhr in die Gaststätte Wolfsschlucht Herzberg, Filmvorführung zum Thema Kaxdorf spielt Theater "Die Glocke".
Eintritt frei.
Der Vorstand


Schulchronik von Krassig 1881 - 1933
Neue Heimatliteratur 2019: Broschüre "Schulchronik von Krassig 1881 - 1933", Timo Andreas und Horst Gutsche (Hrsg.).

Oben genannte Chronik wird Gegenstand eines Vortrages bzw. einer Diskussionsrunde zum Thema Schulchroniken
am 02.04.2019 um 19 Uhr in der Wolfsschlucht sein (siehe Terminplan).


Elbe-Elster-Kulturpreisträger 2018 (Herzberger Rundschau, 16.02.2018)
Eine Kulturmanagerin, die es versteht, andere mitzureißen

Den "Preis für Heimatpflege" bekommt Heike Drobner. FOTO: Sven Gückel

Herzberg. Dr. Heike Drobner bekommt den "Preis für Heimatpflege" des Landkreises Elbe-Elster 2018.
"Für manche Menschen ist Kultur lebensnotwendig. Sie brauchen Musik, Kunst und Theater genauso sehr wie Sonnenschein und Frischluft. Kommt dann noch der Wunsch hinzu, selbst kreativ zu werden - zu singen, zu musizieren, zu forschen und zu spielen - dann wächst eine eigene üppige Kulturaura um diese Menschen herum. Besitzen sie obendrauf noch zwischenmenschliches Geschick, dann reißt die kulturelle Umtriebigkeit eines Einzelnen unweigerlich Freunde und Bekannte mit. Eine ihrer fleißigsten und vielseitigsten Vertreter heißt Dr. Heike Drobner", so hieß es am Freitag bei der Verleihung des Kulturpreises des Landkreises Elbe-Elster für Heimatpflege 2018.
Von Kindesbeinen an mache es ihr Freude, bei Festen und Veranstaltungen andere Menschen zu unterhalten und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Als Jugendliche habe sie in Herzberg die Theatergruppe "Pflastersteine" gegründet. Mit Daniela Uhlig, Reinhard Straach und Sylvius Wegner zusammen, etablierte sie so Herzbergs erstes Straßentheater und erfreute viele Jahre das Publikum bis in die Partner- und Nachbarstädte.
Die Laudatio würdigt: "Sie liebt es, Theater zu spielen und zu inszenieren. Beispielsweise in der Hauptrolle im Reformationstheaterstück ,Mein Licht - Der Aufbruch der Anna zu Herzberg'. In guter Erinnerung bleibt auch das von ihr selbst geschriebene und inszenierte Stück ,Das Leben und Wirken des Johannes Clajus'. Sie schlüpfte dabei in die Rolle der Ehefrau von Clajus und behielt, wie so oft im wirklichen Leben auch, als (Kultur-)Managerin des Großen und Ganzen die Strippen fest in der Hand. Einen festen Platz im Kulturleben Herzbergs nehmen zudem die weihnachtlichen Märchenaufführungen ein, die von ihr seit über 20 Jahren organisiert werden."
Heike Drobner engagierte sich im Kultur- und Heimatverein Herzberg (Elster) e.V. und war dessen Vorsitzende. Sie ist Gründungsmitglied und aktiver Initiator des Kunstkreises Herzberg. Bis März 2018 leitete Heike Drobner als Musiklehrerin das Orchester des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums. Aktuell ist sie mit ihrer neuen Musikformation Doctors' Bluesband kulturell unterwegs.
Ihre Doktorarbeit schrieb Heike Drobner über das Leben und Wirken von Johannes Clajus. In Folge sei es zur Namensgebung der Grund- und Oberschule Johannes Clajus gekommen. Sie erarbeitete - ohne Mentor und fremden Geldsegen - eine Ausstellung zum Leben von Clajus.
(pm/leh)


Termine (Herzberger Rundschau, 04.02.2019)
Mitgliederversammlung des Heimatvereins
Herzberg. Der Herzberger Kultur- und Heimatverein trifft sich am Dienstag, 5. Februar, zu seiner jährlichen Mitgliederversammlung in der Gaststätte "Zur Wolfsschlucht". Auf der Tagesordnung stehen der Geschäfts- und Kassenbericht für 2018 und der Bericht der Kassenprüfer.
Danach soll es um die diesjährigen Vorhaben gehen. Alle Mitglieder sind herzlich eingeladen, mitzudiskutieren und Vorschläge zu unterbreiten.
(red/sk)


Was in diesem Jahr stattfinden soll (Herzberger Rundschau, 03.02.2019)
Herzberg schnürt den Kulturkalender 20190

Das Herzberger Tierparkfest findet vom 1. bis zum 5. Mai statt. FOTO: LR / Rudow
Herzberg. Zahlreiche Veranstaltungen vom Tierparkfest bis zum Bauernmarkt sorgen für Abwechslung.

Die Stadt Herzberg hat ihren Kulturkalender für das Jahr 2019 geschnürt. Die Leiterin des Teams Kultur und Generationen der Stadt, Karin Jage, hat ihn den Mitgliedern des Ausschusses für Bildung, Kultur, Jugend und Sport am vergangenen Donnerstag kurz vorgestellt. "Es kann wohl niemand behaupten, dass in Herzberg nichts los ist", sagt sie. Konzerte, Theater, Feste, Freiluftveranstaltungen, Buchpräsentationen und Ausstellungen gibt es in Herzberg in diesem Jahr wieder reichlich. Im Kulturkalender, der demnächst auch auf der Internetseite der Stadt verfolgt werden kann, finden sich auch verschiedene Veranstaltungen in den Ortsteilen.
Höhepunkte sind traditionelle Veranstaltungen wie das Tierparkfest vom 1. bis 5. Mai, das Abschlusskonzert des Abiturjahrgangs des Melanchthon-Gymnasiums am 10. März oder der Bauernmarkt am 28. September. Die Stadt widmet sich in diesem Jahr vorrangig dem Expeditionsforscher Werner Janensch. Dazu wird es eine Ausstellung und Vorträge geben, die aber noch nicht genau terminisiert sind. Im Botanischen Garten findet 17. August wieder das Sommertheater statt, für den 11. August ist ein Fontane-Picknick geplant und zum 24. August wird zum großen Gewerbegebietsfest eingeladen.
Zahlreiche Konzerte in Kirchen unter Federführung der evangelischen Kirchengemeinde sollen auch dazu dienen, Spenden für die Sanierung der Rühlmann-Orgel und der Katharinenkirche zu sammeln. Dazu gibt es zum Beispiel ein Benefizkonzert "Musikschulen öffnen Kirchen" am 24. März im Gemeindesaal und am 26. Mai in der Kirche Frauenhorst. Am 7. April geben Solveig und Christopher Lichtenstein gemeinsam ein Konzert. Ein Höhepunkt sind auch die Feierlichkeiten "750 Jahre Frauenhorst" im August.
Schon jetzt fast komplett ausgebucht sind die "Rettet Reinhard"-Vorstellungen der Herzberger Theatergruppe. Und auch in diesem Jahr steht wieder Sommerkino auf dem Plan - die 10. Auflage - am 23. August. Die BücherKammer und die Mediathek bieten Buchpräsentationen an. Der Heimatkalender wird am 13. November vorgestellt.
Die Aufzählung ist längst nicht vollständig. Der Kalender kann jederzeit mit weiteren Terminen gefüllt werden. Neben den rein Herzberger Veranstaltungen gibt es noch zahlreiche Aktivitäten in den Ortsteilen und Vereinen. Hinzu kommen die kulturellen Höhepunkte im Landkreis Elbe-Elster, an denen auch die Region beteiligt ist, wie die Kulturjahreseröffnung am 15. Februar im Refektorium Doberlug, die LiteraTour im Landkreis im März, die Berufskunstausstellung in Werenzhain ab 1. Mai, das Best-of-Konzert der Musikschule am 3. März in Bad Liebenwerda oder der Kreisheimatkundetag am 16. November im Schloss Grochwitz. Terminisiert ist im Kulturkalender der Stadt übrigens auch der Herzberger Weihnachtsmarkt, und zwar traditionell für den zweiten Advent vom 6. bis 8. Dezember.
(ru)


Der grüne Dino, der schon letztes Jahr im Herzberger Stadtbild zu sehen war, überwintert zur Freude der Kinder im Tourismuspunkt. FOTO: LR / Rudow

Das Museum wird die Ausstellung in Herzberg nach seinen Möglichkeiten vor allem mit Exponaten unterstützen. Nicht mit Originalen, was schon aus Sicherheitsgründen nicht in Frage kommt, aber mit täuschend echten Nachbildungen zum Beispiel von einem etwa 170 Zentimeter großen Schulterblatt des Brachiosaurus brancai, das zum erstklassigen Fotomotiv werden dürfte.
Susanne Wegner und André Keßler sind jetzt dabei, ein Konzept für die Ausstellung zu erstellen. "Wir sind keine Profis, aber wir werden sie in drei Themenbereiche untergliedern - einen zur Person von Werner Janensch, einen zur Tendaguru-Expedition und einen weiteren zu wissenschaftlichen Exponaten, wie Janenschs Präparationen zum Beispiel", sagt Susi Wegner. Oliver Hampe jedenfalls war begeistert von der Idee. André Keßler ist überzeugt, dass sich auch das Museum weitere Kenntnisse aus dem Leben von Werner Janensch von den Aktivitäten in Herzberg erhofft. Die Forschungen zur Tendaguru-Expedition sind noch lange nicht beendet.
Die Wissenschaftler haben auch Vorträge und eine Buchvorstellung in Herzberg angeboten. Erst im Dezember 2018 ist das Buch "Dinosaurierfragmente - zur Geschichte der Tendaguru-Expedition und ihrer Objekte 1906 bis 2018" erschienen. Es beleuchtet die Expedition aus verschiedenen Gesichtspunkten bis hin zu der Frage, wem das Material eigentlich gehört, das Werner Janensch damals nach Deutschland bringen ließ. Janensch selbst hat noch bis zu seinem Tod an den Objekten geforscht. Mit einem Passierschein soll er dafür fast täglich von Westberlin in den Ostteil der Stadt gekommen sein.
Auf die Herzberger und viele andere Interessierte wartet jedenfalls (voraussichtlich im August oder September) eine spannende Ausstellung. Doch das soll noch nicht alles zu diesem Thema gewesen sein. "Wir möchten viele Herzberger von Werner Janensch und seinem Wirken begeistern und somit dem Paläontologen und Forschungsreisenden einen Stellenwert in der Stadt geben, den er verdient", sagt Susanne Wegner.
Und das soll schon bei den Kleinsten beginnen. So hat es bereits erste Aktionen in Kindergärten gegeben. In der Kita "Kuschelbär" wurde jüngst eine Geburtstagsfeier unter das Thema "Dinosaurier" gestellt. Die Hortkinder haben Dinos gebastelt und gemalt. Ein großer Malwettbewerb an den Schulen ist geplant. Der Thementag des diesjährigen Tierparkfestes wird unter dem Dino-Motto stehen. Die Mediathek will den Dinosauriern mit Belletristik und Sachliteratur einen ganzen Bereich widmen - für die Großen wie auch für die Kleinen. "Das Thema bietet so viel Potenzial. Es wird Zeit, dass es in Herzberg mal genutzt wird. Und es wird bestimmt über Jahre reichen", meint André Keßler.


Für einen großen Sohn der Stadt Herzberg auf dem Weg ins Dino-Land (Herzberger Rundschau, 29.01.2019)

Diese Tafel am Haus in der Kirchstraße 5 in Herzberg erinnert an das Geburtshaus von Werner Janensch in Herzberg. Gestiftet haben sie Gisela und Rudolf Klaus. FOTO: LR / Rudow

Herzberg/Berlin. Das Jahr 2019 wird dem großen Sohn der Stadt, dem Expeditionsforscher Werner Janensch, gewidmet. Das Berliner Naturkundemuseum hilft bei der Ausstellung. Von Birgit Rudow
"Im zentralen Lichthof zeigt das Museum für Naturkunde Fossilien von Tieren und Pflanzen aus der späten Jurazeit. Eine Vielzahl der ausgestellten Objekte stammt aus einer der bedeutendsten paläontologischen Expeditionen am Tendaguru-Hügel, im heutigen Tansania. Zwischen 1909 und 1913 fanden Wissenschaftler des Museums unter Leitung des Paläontologen Werner E. M. Janensch (1878-1969) rund 230 Tonnen Knochen. Es ist die erfolgreichste Dinosaurier-Grabung aller Zeiten. Noch heute stehen die Funde dieser Expedition im Fokus der Forschung des Museums." So wirbt das Museum für Naturkunde in Berlin auf seiner Internetseite in höchsten Tönen für seine Saurierwelt, die täglich die Besucher in ihren Bann zieht. Fast jeder kennt das 13 Meter hohe Skelett des Brachiosaurus brancai. Da dürften die Herzen der Herzberger höher schlagen. Denn benannter Werner Janensch ist ein Sohn ihrer Stadt - geboren am 10. November 1878 im Haus Kirchstraße 5.
An dem Gebäude erinnert eine Tafel an ihn. Für die meisten Herzberger aber ist Werner Janensch bis heute ein Unbekannter. Dabei hat es immer wieder Aktivitäten gegeben, den Bürgern die Person Werner Janensch und dessen Wirken näher zu bringen. Erinnert sei an den Beitrag von Dr. Olaf Meier im Heimatkalender 2009 oder an das Ansinnen, einen original Fußabdruck des Brachiosaurus brancai im Stadtpark aufzustellen, woraus bisher jedoch nichts geworden ist.
Jetzt, zum 110. Jahrestag der Tendaguru-Expedition, nimmt die Stadt erneut Anlauf, eine ihrer größten Persönlichkeiten in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Das Jahr 2019 steht in Herzberg im Zeichen von Werner Janensch. Höhepunkt soll eine Ausstellung im Bürgerzentrum sein. Deshalb haben sich Susanne Wegner, zuständig für Stadtmarketing, und der Leiter der Mediathek André Keßler vergangene Woche auf den Weg nach Berlin ins Naturkundemuseum gemacht. Sie wollten herauszufinden, ob das Museum den Herzbergern bei der Ausstellung behilflich sein könnte. "Eigentlich haben wir gedacht, ehrfürchtig um Hilfe betteln zu müssen. Deshalb waren wir total erstaunt, wie aufgeschlossen die Mitarbeiter, allen voran der Kurator für fossile Säugetiere und Geologie Dr. Oliver Hampe, uns und unserem Ansinnen gegenüber standen", erzählt Susanne Wegner. Die Wissenschaftler würden alle voller Hochachtung von Werner Janensch und seiner Arbeit sprechen, ergänzt André Keßler. "Für die Fachwelt ist er ein großer Name", sagt er.