Archiv 2015

Herzberger Rathaus wird 400 Jahre (Herzberger Rundschau, 21.12.2015)
Herzberg. Das Rathaus der Stadt Herzberg wird im kommenden Jahr 400 Jahre alt. Es wurde am 13. November 1616 eingeweiht. Die Predigt, die aus diesem Anlass gehalten wurde, ist noch erhalten, so Heimatforscher Ulf Lehmann. Er wird zu dem Rathausjubiläum im nächsten Jahr einen Vortrag halten.
Birgit Rudow


Im Doppelpack an der Kegelbahn (Herzberger Rundschau, 22.12.2015)
RUNDSCHAU-Adventskalender "Der Partner neben..." / Heute: Berlind Müller aus Herzberg
Herzberg. Aktiv im Verein Sport treiben ist nicht nur gesund, sondern nimmt auch viel Zeit in Anspruch. Vor allem an Wochenenden. Wie man Hobby und Familie in Einklang bringt, dafür haben Timo Andreas und Berlind Müller ein Rezept: Sie machen (fast) alles gemeinsam.

Timo Andreas und seine Partnerin Berlind Müller haben Beruf, Familie und Sport gemeinsam im Griff. Foto: Rudow
Timo Andreas hat Glück. Seine Partnerin Berlind Müller hat genauso viel für das Kegeln übrig wie er. "Wir lieben diesen Sport", sagt sie. Und da weiß man schon, dass sich im Hause Andreas/Müller in Grochwitz vieles um das Kegeln dreht. Beide haben schon die Erfahrung machen müssen, dass es nicht funktioniert, wenn der Partner für ein leidenschaftliches Hobby nicht allzu viel Verständnis aufbringt. "Es ist wichtig, dass er mitzieht", sagt Timo Andreas. Mit seiner Berlind hat er da keine Probleme, im Gegenteil.
Timo Andreas kegelt in der gemischten 4. Mannschaft des VfB Herzberg. Das sind die ehemaligen Lok-Kegler. Mitte des Jahres haben sich die Herzberger Kegelvereine Lok und Medizin sowie die Abteilung Kegeln des VfB Herzberg unter dem Dach des VfB zusammengetan, um die Kräfte zu bündeln - für ein starkes Team und für den geplanten Umbau der Herzberger Kegelbahn. Timo Andreas hat diesen Schritt begrüßt. Der 44-Jährige hat 1994 bei Lok mit dem Kegeln angefangen. Seit 1998 spielt er aktiv im Wettkampfbetrieb. 2009 hat er den Vereinsvorsitz bei Lok übernommen, war Mannschaftsleiter und hat Jugendliche trainiert.
Auch wenn er derzeit keine Funktion im neuen Verein hat (was sich durchaus ändern könnte), trainiert er bis zu zwei Mal in der Woche, spielt mit der Mannschaft in der ersten Kreisklasse und hilft auch mal in höheren Ligen aus. Da gehen viele Wochenenden im Jahr drauf.
Dem Familienleben schadet das nicht. Denn Berlind Müller hat größtes Verständnis für ihren Timo. Sie haben sich zwar nicht beim Kegeln kennengelernt, aber die 42-jährige Altenpflegerin hat das gleiche Hobby. Sie hat in Beyern gekegelt, war dort auch im Vorstand. Berlind besitzt den Trainerschein Klasse C und hat die Jugend in Beyern trainiert. Ihr fachlicher Rat ist auch heute auf der Bahn in Herzberg noch oft gefragt.
Sie kegelt jetzt in der 4. Mannschaft des VfB. "Beruf, Familie und Sport, das bekommen wir hin", sagt sie. Außerdem arbeitet sie im "Hintergrund" mit, bei der Organisation der Stadtmeisterschaften zum Beispiel. Wenn die Jugendlichen unterwegs sind, sind auch Timo und Berlind oft dabei. "Man muss sich für die Jugend einsetzen und sie an den Sport heranführen", sagt Timo Andreas. Beide haben Kinder mit in die Partnerschaft gebracht. Zwei von ihnen kegeln ebenfalls. Zu Wettkämpfen muss auch die Versorgung zu Hause klappen. "Bananen müssen immer mit. Zwei pro Person", sagt Berlind Müller.
Und wie funktioniert das sonst so mit der Hausarbeit, wenn beide als Altenpflegerin und Monteur bei der envia-Mitnetz Strom beruflich eingespannt sind und sich oft in den Kegelhallen des Kreises rumtreiben? "Das passt schon. Die Kinder sind ja groß", erklärt Berlind. Auch die Kollegen von Timo Andreas "spielen" mit. "Wenn ich wegen des Sports mal die Bereitschaft tauschen muss, gibt es Kollegen, die meinen Dienst übernehmen. Dafür bin ich sehr dankbar", sagt Timo. Er freut sich auch, wenn alle im Verein mit anpacken bei der Bahnpflege zum Beispiel oder beim Saubermachen in der Halle. Dafür möchte er auch mal danke sagen, so Timo.
Das Kegeln ist nicht das einzige Hobby, das Timo und Berlind verbindet. Sie sind auch Mitglieder im Herzberger Heimatverein, beschäftigen sich mit der Geschichte von Grochwitz und haben dazu erst kürzlich einen Vortrag gehalten. "Wir haben Interesse für die Geschichte und unsere Wurzeln. Und das wollen wir neben dem Sport nicht vernachlässigen", sagt Berlind Müller.
Und obwohl beide beruflich und in ihrer Freizeit voll ausgelastet sind, wirken sie locker und ausgeglichen.
Sie mögen die familiäre Atmosphäre im Sportverein und freuen sich darüber, ihre Hobbys gemeinsam gestalten zu können. Sonst würde es wahrscheinlich auch nicht funktionieren mit der Liebe füreinander und der zum Sport.
Birgit Rudow


Der vergessene Bürgermeister (Herzberger Rundschau, 25.11.2015)
Herzberger Heimatforscher stößt auf Karl Rietz / Galerie im Rathaus wird vervollständigt
Herzberg. Bisher taucht der Name des ehemaligen Herzberger Bürgermeisters Karl Rietz nicht in den Geschichtsbüchern auf. Durch Zufall ist der Heimatforscher Ulf Lehmann auf diesen Mann gestoßen, der 1946 das erste Amt der Stadt bekleidet hat.

Holger Starick hat das Porträt von Karl Rietz nach der Vorlage eines alten Fotos gezeichnet. Dessen Neffe hat es zur Verfügung gestellt. Foto: Bücherkammer
Herzbergs Heimatforscher und Stadtverordneter Ulf Lehmann wird der Stadtverwaltung am morgigen Donnerstag zur Stadtverordnetenversammlung ein Bild überreichen. Es ist ein Porträt von Karl Rietz. Dieser war Mitglied der SPD und von Anfang 1946 bis April 1946 Bürgermeister der Stadt Herzberg. Sein Name ist in den Herzberger Chroniken bisher nicht aufgetaucht. Auch sein Foto fehlt in der Galerie der Bürgermeister im Rathaus. Das soll sich nun ändern.
Für den Herzberger Heimatkalender 2016 hat Ulf Lehmann einen Beitrag zu den Landräten der Kreise Schweinitz, Herzberg und Elbe-Elster von 1816 bis 2016 recherchiert. "In diesem Zusammenhang bin ich auf den Bürgermeister Karl Rietz gestoßen, der mir bis dahin unbekannt war", so Ulf Lehmann. Er hat in Chroniken und Arbeiten anderer Chronisten der Stadt gesucht, aber auch dort nichts zu Karl Rietz gefunden. Schließlich gelang es ihm, einen Neffen des ehemaligen Bürgermeisters ausfindig zu machen. Der heißt Gerd Schlue und wohnt in Cottbus. "Herr Schlue hat sich sehr über meine Anfrage gefreut und darüber, dass seinem Onkel endlich mal eine Würdigung zuteil wird", erzählt Ulf Lehmann.
Allerdings verfügte Gerd Schlue nur über ein sehr schlechtes Porträtfoto seines Onkels. Deshalb wandte sich Ulf Lehmann an Holger Starick, der schon in den 1990er-Jahren die Porträts für die Bürgermeistergalerie der Stadt im Rathaus gezeichnet hatte. Anhand des Fotos zeichnete er nun in selbem Stil und in selber Größe auch das Porträt von Karl Rietz.
Es ist im neuen Heimatkalender veröffentlicht. Dazu hat Gerd Schlue einen Beitrag über seinen Onkel verfasst. Dem 1900 geborenen Sozialdemokraten Rietz sei es gelungen, sich dem Zugriff der Nazis zu entziehen. Damit sei er für die Kommandanten in Herzberg 1946 ein geeigneter Bürgermeisterkandidat gewesen, auch wenn er sich darum nicht gerade gerissen habe, schreibt der Neffe. Die Amtszeit war allerdings mit etwa vier Monaten recht kurz. "Karl Rietz hatte eine Todsünde begangen: Mehrfach erlaubte er sich, … nach eigener Einschätzung der Dinge zu handeln. Dieser Eigensinn bekam ihm nicht …", schreibt Gerd Schlue. Rietz ist aus der SPD ausgetreten, auch, so Schlue, um nicht Mitglied der SED werden zu müssen. Er trat der NDPD bei, was für ihn aber auch nicht das Richtige war. In Unfrieden mit früheren Weggefährten habe er Herzberg verlassen und ist am 3. Dezember 1985 im Frieden mit sich selbst in einem Ort bei Bernau gestorben, so der Neffe. Die ganze Geschichte um Karl Rietz ist im Heimatkalender 2016, der vor zwei Wochen erschienen ist, nachzulesen.
Und dank der Initiative von Ulf Lehmann kann nun auch die Bürgermeistergalerie im Herzberger Rathaus vervollständigt werden.
Birgit Rudow


35 Texte laden zu einer Zeitreise ein (Herzberger Rundschau, 20.11.2015)
Heimatkalender für die Region Herzberg ist in Jeßnigk vorgestellt worden
Jeßnigk. Der Herzberger Heimatkalender ist am Mittwoch in der Mehrzweckhalle in Jeßnigk vorgestellt worden. "Im Rausch der Bilder" war diesmal das Leitthema und erfreute sich schon vor der Veröffentlichung großer Beliebtheit.

Der Jeßnigker Männerchor "Genreserve 2010" gründete sich, um altes Liedgut wieder in Erinnerung zu bringen. Während der Heimatkalenderpräsentation brachten sich Carsten, Sandy, Dirk, Rigo, Steffen, Ronald und Andreas (v.l.n.r.) mit einem Ständchen ein. Foto: Serena Nittmann / sni1
Pünktlich vor der Adventszeit wurde er präsentiert: der neue Heimatkalender für die Region Herzberg. Gefüllt mit ausgedehnten Geschichten, Erinnerungen und Erlebtem.
Der Besucherandrang bei der Präsentation am Mittwochabend war enorm, und der große Raum im Jeßnigker Mehrzweckgebäude musste kurzerhand vom gastgebenden Förderverein für Kultur- und Brauchtumspflege Jeßnigk mit zusätzlichen Tischen und Stühlen bestückt werden.
Einen ähnlichen Ansturm erlebte auch Kalendermacher Christian Poser. Er gestand den Gästen, dass er aufgrund der Fülle an zugesandten Beiträgen einige nicht im aktuellen Heimatkalender unterbringen konnte, versprach allerdings, diese für kommende Exemplare zu berücksichtigen. Letztlich sorgen insgesamt 35 Texte von 27 Autoren - davon schrieben sieben zum ersten Mal - für eine interessante Mischung. "Der Heimatkalender wird nicht nur gelesen, sondern man macht sich auch Gedanken für neue Texte", lobte Poser. Er hofft, dass auch das neue Thema "Reformation, Revolution, Rebellion" ebenfalls für viel Inspiration sorgen wird.
Geschichte konservieren
Der neu erschienene Heimatkalender leistet unter anderem wieder einen Beitrag zum Erhalt der Mundart. So möchte Mario Huth Geschichten, die nirgendwo aufgezeichnet sind, für kommende Generationen festhalten. "Ich sehe es auch als eigene Horizonterweiterung", so der junge Mann, dessen Familie nachweislich seit 250 Jahren in Jeßnigk lebt. Er stellte unter anderem die Kurzgeschichte "Wie die Großmutter zum Namen kam" vor, die sich zwischen Jeßnigk und Kolochau zugetragen hatte. Auch Michael Gehler gehört zu denen, die an der Jeßnigker Mundart festhalten. Nach 2014 schreibt er nun die wahre Geschichte vom Rübenmuskochen und setzt so die Serie seines Opas Erich Stein fort - "Ett Ei´rfärm" erschien im Heimatkalender 1958.
Ulf Lehmann befasste sich hingegen mit den 24 Landräten, die etwa 200 Jahre die Region prägten. Das Ergebnis seiner Recherchearbeit strickte er auf charmante Art und Weise zusammen und ist nun im Heimatkalender nachzulesen. Rosita Löser griff zum wiederholten Mal zur Feder. "Ich wollte schon immer etwas von Kolochau aufschreiben. Der Anfang ist jetzt mit der Weihnachtsgeschichte getan", verriet die Kolochauerin.
Da der Kalender nicht mit bewegten Bildern dienen kann, wurde die Veranstaltung genutzt, einen Film von einem Jeßnigker vorzustellen. "Mein Leben - eine Satire" beschreibt einen Tag von Lars Oelschläger, der seine Gedanken zum Schulalltag und zur Freizeit äußert. Entstanden ist der Film in Zusammenarbeit mit weiteren Schülern für das Herzberger Sommerkino 2015.
In einem weiteren Programmpunkt hielt Stephanie Kammer eine Rede über die syrische Flüchtlingsfamilie Mohamad, die nach Herzberg kam, um eine neue Heimat zu finden.
Außerdem war am Mittwochabend auch für musikalische Unterhaltung gesorgt. Um das Liedgut aufzufrischen, gründete sich vor fünf Jahren der Jeßnigker Männerchor "Genreserve 2010". Dirk Friedel verriet: "Die Idee entstand beim Zempern. Keiner von uns konnte kaum noch die Lieder singen, die von der Kapelle gespielt wurden." So traf man sich in der "Taverne Fisch" im Jeßnigker Mehrzweckgebäude. Unter Leitung des Freizeitmusikers Ronald Wolfsteller treten nun die Männer bei kleinen einheimischen Jubiläen auf. Marleen Wolfsteller textet hin und wieder für den Männerchor, so dass die Herren während der Kalenderpräsentation mit ihrem Ständchen für Entzücken und reichlich Beifall sorgten.
Beitrag für die Region
Gabi Helbig macht gerade mit ihrem Mann Andreas Urlaub in Jeßnigk. Vor 16 Jahren zog es beide nach Österreich. "Jeßnigk ist meine Heimat. Den Kalender lese ich dann wieder in der Ferne", gestand die frühere Jeßnigkerin. "Ich finde die Präsentation eine besonders gelungene Sache. Ein guter Beitrag für die Region und die Herzberger kommen auf´s Land und sehen, was die Orte alles zu bieten haben", sagte Katrin Friedel aus Jeßnigk. "Ich fahre schon seit über zehn Jahren zu den Kalendervorstellungen und finde es immer wieder hervorragend. Jetzt würde ich es begrüßen, dass auch mal Dubro Gastgeber für die Präsentation ist", so Heike Streubel.
Serena Nittmann / sni1


Buntes Sammelsurium von Herzberger Geschichten (Herzberger Rundschau, 17.11.2015)
Heimatkalender 2016 wird am Mittwoch vorgestellt
Herzberg. Zunächst sah es so aus, als ob nicht genügend Beiträge zusammenkommen - letztlich aber sprengte die Anzahl der Einsendungen fast den Rahmen. Am morgigen Mittwoch, 18.
November, wird nun der neue Herzberger Heimatkalender um 19 Uhr im Jeßnigker Mehrzweckgebäude vorgestellt.
Redaktionschef Christian Poser ist begeistert, dass die Inhalte wieder breit gefächert und neue Schreiber hinzugekommen sind. Konrad Anderson, ehemaliger Lehrer für Kunst und Geschichte, zum Beispiel steuert das Thema "Wende" bei. Eine seiner 4. Klassen hatte eine Mappe mit Fotos und Texten über Grenzsoldaten, das Brandenburger Tor erstellt. Diese Mappe nahm er zum Anlass, die Wende als Lehrer zu erzählen. Lutz-Peter Müller fand hingegen in den 70er-Jahren auf dem Dachboden ein Stickbild mit dem Bibelzitat "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an". Damit stellt sich der Kolochauer die Frage, was es bedeutet und erzählt von seinen Vermutungen.
In den 35 Geschichten ist auch die Rede von den Bildern im Kopf. "So wird von einer Figur auf dem Züllsdorfer Friedhof mit persönlichem Bezug erzählt, die längst nicht mehr dort zu finden ist", verrät Buchhändler Poser. Der Heimatkalender 2016 ist mit vielen Fotos illustriert. Platz ist auch für Geschichten über die regionale Flora und Fauna.
Nittmann/sni1


Kultur, Langosch und Federweißer (Herzberger Rundschau, 19.10.2015)
Erstes Herzberger Herbstfest vor dem Bürgerzentrum - klein, fein und gemütlich

Herzberg. Mitten in der Stadt Herzberg ein erstes Herbstfest auszurichten, diese Premiere ist am Wochenende geglückt. Gefeiert wurden auch die Partnerschaften zu Büdingen und Soest. Die Besucher freuten sich über einen bunten Mix: Musik, Gaumenfreuden, ein Markt mit Waren verschiedener Art, Tierausstellung und landwirtschaftliche Produkte.

Stefan Kaatz mit Tochter Emilia (l.), Ehefrau Nicole und Sohn Vincent (r.) sowie Katja Jähnigen und Arthur gehören zu den vielen jungen Familien, die den Herzberger Herbstmarkt besuchten. Foto: Serena Nittmann
"Wir sind das erste Mal mit 20 Musikern vor Ort, spielen mit unseren Trommeln vor allem Marschmusik", erzählte Andreas Stolle, Mitglied der Büdinger Drumband. Aber auch "Die Schlagfertigen" und der "Musikzug Schönborn" machten mit ihren Klängen im Zelt auf sich aufmerksam. Wer von den Eltern mit den Kindern sich lieber den Tieren widmen wollte, musste nur bei Knut Samel vorbei schauen. Seine rollende Arche beherbergte Meerschweinchen, Kaninchen, Ziegen, je ein Jacobsschaf, Lama und Schwein. Aber auch alte und moderne Technik lockte in der Uferstraße zum Staunen an. Wer ein herbstliches Gesteck, Bepflanzung, einen Kochtopf, frisches Brot aus dem Backofen, einen Einkaufskorb oder gar einen riesigen Kürbis kaufen wollte, war ebenfalls gut vor Ort beraten. Andere konzentrierten sich auf die Gaumenfreuden und hatten die Qual der Wahl. Denn das Angebot reichte vom Schwein am Spieß, Langosch, Zuckerwatte, Waffeln bis hin zum leckeren Kuchen. Büdinger testeten gern den HZ-Burger und bekamen sofort eine kleine Geschichte dazu serviert. Auch Vertreter der Lufttransportgruppe Holzdorf waren vor Ort. "Unsere Einnahmen kommen dem Kindergarten Spatzennest sowie der Flüchtlingshilfe Herzberg zugute", erzählte Leutnant Stefan Kaatz aus Mahdel. Major Mario Lehmann: "Wir wollen die Patenschaft zu Herzberg wieder mehr mit Leben erfüllen."
Wer dem Markttreiben entfliehen wollte, fand im Bürgerzentrum noch viel mehr Angebote. Die Bibliothek meldete volles Haus schon ab 9 Uhr und im Foyer präsentierten sich die Partnerstädte. "Wir haben nicht nur jede Menge Flyer unserer Stadt mitgebracht, sondern erklären auch die Liebesgeschichte zum Frosch", erzählte Elke Appel, die den Stand der Touristinformation Büdingen betreute. Dagmar Kendzia wagte es, den Frosch im Kostüm, alias Axel Grunewald, spontan zu küssen. Das hat der Mann aus Büdingen erstmals in Herzberg erlebt. Die Landfrauen schenkten Apfelwein aus, ließen Latwerge (hier Pflaumenmus) und vieles mehr verkosten. Das Ehepaar Ehlers sowie Dustin Rumpf und Alexandra Eckel boten mit Pumpernickel, Bullenauge oder Zwiebelbier Köstlichkeiten aus Soest an. Wer Kaffeespezialitäten liebt, der musste nur bei Andreas Bintig vorbei schauen. Horst Gutsche vertrat den Kultur- und Heimatverein und den Münzverein. Er stellte den Herzberger Quader vor, aber auch echte alte Münzen der Partnerstädte.

Inga Schubert-Hartmann sorgt seit 13 Jahren als Vorsitzende vom Kunstverein Kreis Soest dafür, dass Bilder, Skulpturen und vieles mehr den Weg nach Herzberg finden. Mit mehr als 20 Werken verschiedener Künstler bestückte sie die Jubiläumsausstellung. Foto: Serena Nittmann
Bürgermeister Michael Oecknigk eröffnete die Ausstellung in der Galerie, an einem Ort, wo sinnvolle Freizeitgestaltung vor allem auch durch den Kunstkreis angeschoben wird. Glückwünsche zum Geburtstag übermittelte er Inga Schubert-Hartmann, die seit 13 Jahren das Zepter vom "Kunstverein Kreis Soest" in Händen hält. Sie stellte fest, dass so viele Soester, Büdinger und Herzberger noch nie in einem Raum vereint waren, was ihrer Meinung doch auf eine besondere Partnerschaft deutet. "Die Herzlichkeit hier zu spüren, ist mehr als nur normale Freundschaft", unterstrich die Soesterin. Seit 1992 gibt es nun den Kunstaustausch, allerdings mit einem ungleichen Torverhältnis. Denn mehr als 23 Ausstellungen wurden schon in Herzberg organisiert, manchmal sogar mit je zehn bis 15 Künstlern. Gegenwärtig stellen mehr als 20 Künstler zum Jubiläum wieder einmal ihre Werke vor. Viel Beifall erhielt auch Musikschullehrer Thomas Brünich mit seinen vier kleinen Trompetern für die musikalische Umrahmung.
Serena Nittmann / sni1


Der lange Weg zur Partnerschaft (Herzberger Rundschau, 14.10.2015)
Kontakte zu Büdingen seit 1949 / Ein Teil deutsch-deutscher Geschichte / Fest in Herzberg

Herzberg. 25 Jahre Städtepartnerschaft mit Büdingen in Hessen, 20 Jahre Partnerschaft mit Soest in Nordrhein-Westfalen und 20 Jahre gute Beziehungen zur Lufttransportgruppe im Bundeswehrstandort Holzdorf sind der Anlass, am Wochenende in Herzberg ein großes Herbstfest zu feiern. Die Entstehung der Partnerschaft zu Büdingen ist ein Stück deutsch-deutscher Geschichte.
2009 haben Büdingens Bürgermeister Erich Spamer (l.) und sein Herzberger Amtskollege Michael Oecknigk einen großen Buntsandstein in Herzberg enthüllt.

Foto: Serena Nittmann/sni1
Die Partnerschaften zu Büdingen und Soest haben viele Facetten - kommunale, kulturelle und bauliche. Ein Büdinger Buntsandstein schmückt den Platz an der Kirche in Herzberg. Ebenso ein Anröchter Grünsandstein aus dem Steinbruch Anröchte östlich der Partnerstadt Soest.
Kirchengemeinde wollte helfen
Die Partnerschaftsurkunde zwischen Herzberg und Büdingen wurde am 29. September 1990 unterzeichnet. Die Verbindungen reichen aber bis ins Jahr 1949 zurück und haben ihren Ursprung in den Kirchengemeinden. Einer, der sich noch genau erinnern kann, ist der Herzberger Pfarrer Reinhard Uhle. "Nach 1949 haben sich westliche Kirchengemeinden bemüht, Kontakte und Patenschaften zu Gemeinden im Osten aufzunehmen, die vom Krieg besonders betroffen waren oder wo die Kirchengemeinden so schwach waren, dass sie sich allein nicht tragen konnten. Vom Staat gab es ja im Osten keine Unterstützung für die Kirche. So sind die Beziehungen zwischen den Gemeinden in Büdingen und Herzberg entstanden. Der Herzberger Ehrenbürger Jules-August Schröder aus Büdingen zum Beispiel war schon in der Kirchenpartnerschaft vor der Wende sehr aktiv", erzählt Uhle. Was in vielen Jahren über die Pfarrer und später auch über die Kirchengemeinden lief, wollten die Büdinger Ende der 80er-Jahre auch auf städtischer Ebene ausbauen. Doch das sollte erst nach der Wende gelingen.
Pfarrer Uhle, damals für den Kulturbund in der Stadtvertretung, informierte im März 1988 offiziell darüber, dass die Büdinger eine Städtepartnerschaft mit Herzberg anstreben. "Das hatte die Büdinger Stadtvertretung damals beschlossen", so Reinhard Uhle. Daran erinnert sich auch der damalige Herzberger Bürgermeister Gerhard Pohl. Er hat den Schriftverkehr mit dem Rat des Kreises Herzberg bis heute aufgehoben. Dessen damaliger Vorsitzender hat Pohl schon im November 1987 angewiesen, "keinerlei Zusagen und Informationen über diese Angelegenheit bei eventuellen Nachfragen von Pfarrer Uhle bzw. den Magistrat von Büdingen weiterzugeben". Am 2. März 1988 gab der Vorsitzende des Rates des Kreises dem Bürgermeister nochmals zu verstehen, zu Büdingen "jegliche offizielle und auch inoffizielle Kontakte zu vermeiden" und ihn "über eventuelle Aktivitäten in Kenntnis zu setzen".
Kein Treffen in Herzberg
Die Büdinger hatten mittlerweile beschlossen, mit Bürgermeister Eberhard Bauner an der Spitze nach Herzberg zu fahren. Vom 21. bis 23. März 1988 war eine fünfköpfige Delegation in der Elsterstadt. "Der Bürgermeister sollte zu uns stoßen. Aber wir fanden es dann besser, wenn die Büdinger ins Rathaus gehen. Zu einem Treffen kam es aber nicht", berichtet Reinhard Uhle. "Ich saß in meinem Amtszimmer und wusste, dass Eberhard Bauner im Vorzimmer war. Doch ich durfte ihn nicht empfangen", sagt Gerhard Pohl heute. Pfarrer Uhle hat die Gäste durch die Stadt geführt. Bauner hat ihm ein Bildband über Büdingen für Gerhard Pohl überreicht. Der musste das Buch beim Rat des Kreises vorlegen.
Am 16. November 1989, wenige Tage nach dem Mauerfall, bekam Herzbergs Bürgermeister erneut Post aus Büdingen vom 1. Stadtrat Wilhelm Kröll mit einer Besuchseinladung. Büdingen wollte die Städtepartnerschaft auch weiterhin.
Zu Silvester ist Gerhard Pohl nach Büdingen gereist - mit seiner Frau und seinem Enkel. "Die Reisefreiheit galt damals nur für Privatpersonen. Ich habe mir also von den Stadtverordneten die Genehmigung eingeholt, als Privatperson nach Büdingen zu fahren", erzählt er. Dass er dort in einer Pressekonferenz natürlich als Bürgermeister befragt wurde, hat ihn sehr befremdet. Man habe eben keine Ahnung gehabt, sagt Pohl heute. Er war nicht mehr lange Bürgermeister in Herzberg, aber der Weg zur Städtepartnerschaft war geebnet. Zehn Monate später war sie besiegelt.
Zum Thema:
Das Herbstfest findet am Wochenende im und um das Bürgerzentrum statt. An beiden Tagen herrscht ein Markttreiben mit etwa 25 Marktständen. In der Südpromenade gibt die "Rollende Arche" eine Zirkusgala mit Tieren zum Anfassen. In der Uferstraße wird Land- und Feuerwehrtechnik gezeigt. Auf der Bühne im Zelt spielen Samstag ab 10 Uhr "Die Schlagfertigen", die "Drumband Büdingen" und der Musikzug Schönborn (13 Uhr). 15 Uhr ist Modenschau des AWG Modecenter und um 16 Uhr Comedy mit Reinhard Straach und Sylvius Wegner. Von 10 bis 18 Uhr öffnet die Bibliothek ihre Türen. Es gibt Kinderspiele, im Foyer präsentieren sich die Partnerstädte, der Heimatverein und die Münzfreunde. In der Galerie ist die Ausstellung historischer Urkunden zu sehen. Um 14 Uhr wird die Ausstellung des Kunstkreises Soest eröffnet. Ab 20 Uhr ist Herbsttanz mit dem Duo "Passion" im Saal. Karten gibt es im Kulturamt. Am Sonntag ist im Festzelt Frühschoppen mit den "Grenzländner Musikanten". Die "Schlagfertigen" spielen, und um 15 Uhr wird das Kartoffelkönigspaar der Kita "Spatzennest" gekrönt. Um 16 Uhr gibt es nochmal Comedy. Die Ausstellungen und die Bibliothek sind ab 11.30 Uhr wieder geöffnet. Im Hof kann man mit den Herzberger Königsspringern Schach spielen.
Birgit Rudow


Kultur- und Heimatverein Herzberg/E. e.V. (Amtsblatt für die Stadt Herzberg Nr. 20, 02.10.2015)
Der Heimatverein Herzberg lädt alle Mitglieder und Interessenten zu seiner nächsten Veranstaltung am 06.10.2015 um 19 Uhr in die Gaststätte Wolfsschlucht Herzberg R.-Luxemburg-Str. ein.
Wir hören einen Vortrag von Prof. Dr. Horst Diere (Halle) zum Thema "Von der Mühlberger Schlacht zur Wittenberger Kapitulation. Die historischen Ereignisse des Jahres 1547 und unsere Heimat." Eintritt frei
Der Vorstand


Herzbergs Schatz auf Pergament (Herzberger Rundschau, 02.10.2015)
Historische Urkunden laden zur spannenden Zeitreise ein

Herzberg. Herzberg hat in den vergangenen Jahrhunderten viel Geschichte und Geschichten angesammelt. Jetzt sind einige Dokumente vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv aufgearbeitet worden - eine spannende Zeitreise.

Ehrfurchtsvoll betrachtet Heimathistoriker Ulf Lehmann dieses Pergament aus dem Jahr 1239.
Foto: Gabi Zahn
Mehr als 770 Jahre, nachdem der damalige Stadtherr das Dokument unterzeichnet hat, versammeln sich Herzberger Bürger, um zu erfahren, welche Geheimnisse diese Urkunde und weitere 80 Dokumente zur Entwicklung ihrer Stadt im Zeitraum 1239 bis 1735 bergen - und jetzt auch offenbaren. Schier unglaublich: Jahrhunderte hatten die Original-Schriftstücke auf dem Dachboden des Rathauses und anderenorts überdauert - zuletzt in der "Schatzkiste" im Amtszimmer von Bürgermeister Michael Oecknigk. In früheren Zeiten gab es nur unzulängliche Deutungen. Im März 2013 wurden die Dokumente auf Initiative der Heimat-historiker Ulf Lehmann und Horst Gutsche im Einvernehmen mit der Stadt Herzberg an Prof. Dr. Klaus Neitmann, Direktor des Brandenburgischen Landeshauptarchivs (BLHA), und seine Mitarbeiterin Dr. Bianca Else übergeben. Sie übernahmen die wissenschaftliche Aufarbeitung. Im November 2013 gab es erste Ergebnisse. Jetzt sind alle Urkunden gesichtet. Ihr Vortrag wird zur spannenden Zeitreise.
Um 1290 fällt die Stadt Herzberg nach dem Aussterben des Brehnaer Grafengeschlechtes an die Herzöge von Sachsen-Wittenberg. Bis zum 14. Jahrhundert werden führende Bürger so reich, dass sie ihrem Landesherrn Gelder leihen, wenn dieser finanziell in Verlegenheit kommt. Hiervon zeugen zwei Urkunden aus dem Jahr 1391. Aus ihnen geht hervor, wie Herzog Rudolf II. von Sachsen-Wittenberg seine Schulden begleicht. Er verpfändet quasi einem Gläubiger, dem Bürger Hermann Züllsdorf, Einnahmen aus dem "herzoglichen Geleit". Dr. Neitmann: "Das bezeugt die vielfach feststellbare Abhängigkeit eines spätmittelalterlichen Landesherrn, der Einnahmen und Ausgaben nicht auszugleichen vermochte." Auf den Besucherstühlen bemerkt Dr. Helmut Führer spitzbübisch: "Schon damals lebten die Obrigen über ihre Verhältnisse."
Auf einer Urkunde aus dem Jahr 1608 bestätigt Kurfürst Christian II. von Sachsen den Böttchern Herzbergs eine Handwerkerordnung in 17 Artikeln. Festgelegt werden: Aufnahme in die Lehre, Ausbildung, Arbeitsbedingungen, Anforderungen an die Meisterprüfung, Zunftgepflogenheiten und Folgen von missbräuchlicher Berufsausübung. Tenor im Publikum: Harte Regeln, doch sie legten dem Handwerk den goldenen Boden.
Über Zeiten hinweg spiegeln die 81 Urkunden alle Zweige des Lebens wider, freilich auch die Geistlichkeit und die Reformation im 16. Jahrhundert. Ulf Lehmann mutmaßt, dass einige neue Details zur Ergänzung, vielleicht sogar zur Umschreibung der lokalen Geschichtsschreibung führen könnten: "Das erfahren wir, wenn das Urkundenbuch mit allen Inhaltsangaben fertiggestellt ist." Dr. Neitmann resümiert: "Die Bürger sollten Kenntnis über die Vergangenheit haben, um selbst urteilen zu können, warum ihre Stadt so geworden ist, wie sie heute dasteht."
Zum Thema:
Bis zum 1. November sind einige der 81 historischen Urkunden in der Galerie des Herzberger Bürgerzentrums zu besichtigen (Voranmeldung: Telefon 03535 482340). Am Sonntag, 18. Oktober, laden Dr. Neitmann und Bianca Else zu Führungen ein: um 15 und 16.30 Uhr. Ab November befindet sich die Exposition im Mitteldeutschen Marionettentheatermuseum Bad Liebenwerda.
Gabi Zahn


Ausstellung in Herzberg zeigt historische Urkunden (Herzberger Rundschau, 26.09.2015)
Eröffnung mit Fachvortrag am kommenden Montag

Herzberg. In Herzberg wird am Montag, den 28. September, im Bürgerzentrum eine Ausstellung unter dem Titel "Um Nutzen und Verbesserung unserer Stadt willen" - Rechte und Freiheiten von Bürgermeister, Rat und ganzer Gemeinde der Stadt Herzberg im Spiegel ihrer Urkunden" eröffnet.


Die Ausstellung in der Galerie des Bürgerzentrums ist bereits aufgebaut. Foto: Rudow
Es handelt sich um eine Kabinettausstellung der Stadt Herzberg in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv.
Prof. Dr. Klaus Neitmann, Direktor des Archivs, und Dr. Bianca Else geben ab 18 Uhr eine Einführung in die Ausstellung, die um 19.30 Uhr eröffnet wird.
Sie zeigt städtische Urkunden, die aus dem 13. bis 17. Jahrhundert noch erhalten sind und restauratorisch sowie wissenschaftlich bearbeitet wurden. Für den Elbe-Elster-Kreis und auch darüber hinaus ist das ein einmaliger Urkundenbestand eines städtischen Archivs. Ergänzt werden soll die Exposition durch eine Schau der Münzfreunde zur frühen Münzgeschichte im Elbe-Elster-Land. Ab Anfang November wird die Ausstellung auch im Mitteldeutschen Marionettentheatermuseum in Bad Liebenwerda zu sehen sein.
red/ru


Frauenhorster Kneipe altert mehr als 200 Jahre (Herzberger Rundschau, 10.09.2015)
Der Herzberger Gerhard Zwanzig hat ihre Geschichte "ausgegraben" und spricht im Interview über sein Hobby.
Am 11. und 12. September soll im Gasthof "Zur Erholung" im Herzberger Stadtteil Frauenhorst ein Hoffest gefeiert werden. Was es damit auf sich hat und warum die Kneipe binnen weniger Monate um mehr als 200 Jahre gealtert ist, verrät der Herzberger Geschichtsfan Gerhard Zwanzig.

Gerhard Zwanzig mit dem Band, in dem die Recherchen zur Gastststättengeschichte zusammengefasst sind. Foto: Sylvia Kunze
Herr Zwanzig, wie und wann sind Sie und die Heimatgeschichte überhaupt zusammengekommen?
Das ist noch gar nicht so lange her. 2002 habe ich begonnen, Familiengeschichte aufzuarbeiten. Der Neffe hatte zuvor festgestellt, dass wir eigentlich gar nichts über unsere Vorfahren wissen. Also habe ich angefangen, mich durch Kirchenbücher und Archive zu arbeiten.
Ich denke mal mit Erfolg.
Und ob. Bis 1630 lässt sich unsere Familiengeschichte zurückverfolgen. Da habe ich eine schriftliche Notiz gefunden, dass "Zwanzigs Gut ein Huhn als Steuer an die Kirche" zahlen muss. Gut hört sich gut an, nicht wahr. Aber das war dann doch bloß eine kleine Klitsche.
Aber schon die Familienforschung hat genug Stoff abgeworfen, um in Ahlsdorf einen gut besuchten Vortrag zur Kirche und zum Dorf zu halten?
Ja, da meine Frau aus Ahlsdorf stammt, wir dort geheiratet haben und unser Kind dort getauft wurde, gibt es natürlich einen starken Bezug zu Ahlsdorf. Als der Wunsch an mich herangetragen wurde, so einen Vortrag zu halten, habe ich praktisch das erste Mal auch über die eigentliche Familiengeschichte hinaus recherchiert.
Und nun der geschichtliche Abstecher Nummer zwei nach Frauenhorst. Wie kam es dazu?
Wir sind im Gasthof öfter zu Gast. Meine geschichtliche Arbeit ist in der Region nicht unbemerkt geblieben. Die Wirtin hat mich deshalb angesprochen und gefragt: Kannst Du nicht auch für uns tätig werden?
Mit welchem Hintergrund?
Es war geplant, im September das 135-jährige Bestehen der Gastwirtschaft, die 135 Jahre zuvor nach einem Brand wieder neu aufgebaut worden war, zu feiern. Aber da ergab sich schon die erste Frage: Wann war denn der Brand? 1884? 1885? Ich habe mich jedenfalls einspannen lassen - mit einem gefühlten halben Zentner Papiere, die ich von Gastwirtin Iris Nieke erhalten hatte. Viele davon weit über 100 Jahre alt. Da wartete an sich jedes einzelne Dokument darauf, seine Geschichte zu erzählen.
Sie sprachen von einem 135-jährigen Jubiläum. Wie kommt es nun zu einem 375-Jährigen? Wie lassen Sie die kleine Kneipe derart altern? Und wie haben Ihre Auftraggeber reagiert?
Sie haben gestaunt, als ich die Ergebnisse meiner Recherchen präsentierte: Die Gastwirtschaft besteht seit insgesamt 375 Jahren. Sie wird inzwischen in zwölfter Generation geführt. Das ist alles belegbar. Aber nicht allein mein Verdienst. Mein Ausflug in die Geschichte der Frauenhorster Kneipe basiert auf einem arischen Nachweis, datiert vom Mai 1939. Der reichte bis 1735 zurück. Mit ihm als Basis und den Anhaltspunkten, wer mit wem verheiratet und verschwägert war, habe ich die Familiengeschichte zurückverfolgt, bis 1640. Aus diesem Jahr ist das älteste Frauenhorster Kirchenbuch, das noch existiert. In dem ist ein George Saaland vermerkt. Ein Richter mit einem Lehnrichtergut und dem Recht, Bier zu brauen und eine Schankwirtschaft zu betreiben.
Wie fassen Sie diese umfassende Arbeit zusammen?
In einer Familienchronik, die ich geschrieben habe und die an die 170 Seiten dick geworden ist. Außerdem werde ich anlässlich des Hoffestes am 11. September die Chronik des Gasthofes in einem Vortrag, der 19 Uhr beginnen soll, vorstellen.
Gibt es schon ein nächstes Geschichtsprojekt?
Ja, meine Tochter, die in den USA in Minnesota lebt, hat mir dazu verholfen. Ihre Nachbarin hat deutsche Wurzeln. Aber das Einzige, was sie daran erinnert und was sie weiß, ist eine Tasse oder Vase, ich weiß es nicht genau, die ihre Oma Hedwig bei der Überfahrt, damals ein kleines Mädchen von fünf Jahren, mit in die Staaten brachte und auf der "Gruß aus Döbeln" steht. Meine Tochter hat mich gebeten, mehr in Erfahrung zu bringen. Und da kommt schon wieder einiges zusammen. So viel, dass die Nachbarin und ihre Cousinen jüngst nach Deutschland kamen und gemeinsam mit mir in Döbeln auf Spurensuche gegangen sind. Auch wieder eine ganz spannende Sache. Die nicht abgeschlossen ist, denn nun hat das Museum in Döbeln Interesse angemeldet, eine kleine Ecke zu dieser Familiengeschichte zu gestalten, wobei ich helfen soll. Es bleibt noch einiges zu tun. Aber danach möchte ich dann doch etwas kürzer treten.
Mit Gerhard Zwanzig
sprach Sylvia Kunze


Vortrag über Reise nach Myanmar (Herzberger Rundschau, 03.08.2015)
Herzberg. Der Herzberger Kultur- und Heimatverein lädt alle Mitglieder und Interessierten Dienstag, 4. August, um 19 Uhr zu seiner nächsten Veranstaltung in die Gaststätte "Wolfsschlucht" in der Rosa-Luxemburg-Straße ein. Silke und Steffen Krüger zeigen einen Vortrag mit beeindruckenden Bildern unter dem Titel "Eine Reise nach Myanmar". Der Eintritt ist frei. red/ru


Neuer "Baustein" kommt aus Grochwitz (Herzberger Rundschau, 01.06.2015)
Herzberg. "Bausteine der Geschichte" heißt die Vortragsreihe des Herzberger Heimatvereins, die am morgigen Dienstag mit einem Beitrag "Grochwitz" von Timo Andreas fortgeführt wird; 19 Uhr, Gaststätte "Wolfsschlucht". sk


Ansichtskarte von Grochwitz um 1905


Die "Muss-Preußen" haben sich längst ausgesöhnt (Herzberger Rundschau, 27.05.2015)
Vortrag im Bad Liebenwerdaer Kreismuseum: Elbe-Elster-Region ist seit 1000 Jahren Grenzland / Abtrennung von Sachsen vor 200 Jahren.
Bad Liebenwerda Das Jahr 1312 gehört in jedes Geschichtsbuch zwischen Schönewalde und Hirschfeld. Denn vor 703 Jahren tauchte der Begriff "Elbe-Elster-Land" erstmals auf - und zwar beim Abtritt des Gebietes an die Mark Brandenburg.

Der Bad Liebenwerdaer Museumsleiter Ralf Uschner präsentiert eine Wiege. Das Kind soll den noch jungen Landkreis Elbe-Elster, den es seit dem Jahr 1993 gibt, symbolisieren. Wegen der Diskussion um die neue Kreisgebietsreform ist das Thema hochbrisant. Foto: T. Richter-Zippack/trt1
Damals war der Markgraf zu Meißen durch seinen nördlichen "Amtskollegen" gefangen genommen worden. Viel Freude hatten die Brandenburger mit dem "Zweistromland" nicht. Nur ein paar Jahre später wurde der Landstrich zwischen Elbe und Elster wieder sächsisch.
"Wir sind von Beginn an Grenzland", erklärt Ralf Uschner vom Bad Liebenwerdaer Kreismuseum während eines Vortrags. Das sei Jahrhunderte vorher nicht anders gewesen. Da stießen unweit der beiden namensgebenden Flüsse die Herrschaftsbereiche von vier slawischen Stämmen zusammen. Später eben Sachsen und Brandenburg/Preußen. Daran hat sich nichts geändert. Nur dass sich viele Menschen zwischen Herzberg und dem Schraden noch immer als Sachsen fühlen.
In diesen Maitagen jährt sich die Abtrennung vom einstigen Mutterland zum 200. Mal. Im Ergebnis des Wiener Kongresses musste das Königreich Sachsen rund zwei Drittel seiner Fläche an Preußen abgeben. Und zwar als Strafe dafür, dass sich der Dresdner Hof mit Napoleon den falschen Bündnispartner gesucht hatte. Unter die verlorenen Gebiete fielen die Niederlausitz und das Elbe-Elster-Land. Seitdem bezeichnen sich deren Bewohner als "Muss-Preußen". Immerhin erhielt die neu gebildete preußische Verwaltungseinheit die Bezeichnung "Provinz Sachsen". Den östlichsten Zipfel bildeten die beiden Landkreise Liebenwerda und Schweinitz.
Am 1. Oktober 2016 jährt es sich zum 200. Mal, dass in der Region erstmals Landräte als Verwaltungsoberhäupter ihren Dienst antraten. Der Herzberger Heimat historiker Ulf Lehmann hat dazu gründlich recherchiert. Das Ergebnis: Bis heute haben 24 Landräte das Gebiet regiert. Der erste hieß Anton von Zeschau, ein Sachse, der zunächst in der Militärverwaltung Karriere machte. Er stand von 1816 bis 1819 dem Schweinitzer Kreis vor. Mit 36 Jahren die bislang längste Amtszeit kann Landrat Gustav Freiherr von Kleist (1843-1879) vorweisen. Die kürzeste mit lediglich 25 Tagen Willi Lüderitz anno 1945. "Lüderitz war nicht Mitglied der KPD. Das wurde ihm zum Verhängnis", sagt Lehmann. Nachfolger sei ein ehemaliger Pförtner einer Sprengstofffabrik geworden. Was ihn für das Amt qualifizierte? Natürlich das korrekte Parteibuch.
Während der 200 Jahre gab es im Herzberger Landratsamt nur eine Frau. Marlies Rudloff führte von 1983 bis 1985 in der Elsterstadt das Zepter. Wer sich für die Verwaltungschefs der Elbe-Elster-Region interessiert, könne die Biografien im nächsten Herzberger Heimatkalender nachlesen, kündigt Lehmann an.
Elbe-Elster-Landrat Christian Heinrich-Jaschinski (CDU) ist stolz auf seinen Kreis. Das Gebiet habe viele Trümpfe, auf die man anderswo neidisch sei. Er führt den Museumsverbund an, unter dessen Dach sich die vier Einrichtungen in Bad Liebenwerda, Mühlberg, Doberlug-Kirchhain und Finsterwalde befinden. Wer sich für die 1000-jährige Geschichte der Elbe-Elster-Region interessiert, sollte sich die neue Ausstellung vormerken: Im Herbst 2015 wird sie in Bad Liebenwerda eröffnet.
Die "Muss-Preußen" haben sich längst mit den "richtigen" Preußen ausgesöhnt. Schon im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 kämpften preußische und sächsische Soldaten gemeinsam gegen den Erbfeind im Westen. Doch die tiefe sächsische Seele vieler Menschen zwischen Elbe und Elster lebt bis heute weiter fort.
trt1


Ein Herzberger will wissen: Wer kennt die alten Heimatmaler? (Herzberger Rundschau, 16.05.2015)
Ulf Lehmann hat bisher nur wenige Antworten
Herzberg. Aquarelle oder Ölbilder mit Motiven aus der Region sind bei vielen Menschen beliebt. Zu sehen sind sie daher nicht nur in öffentlichen Einrichtungen, sondern auch in vielen Wohnungen.

Ulf Lehmann mit einem Aquarell mit einer Herzberger Ansicht, das ihn auf die Spuren der Heimatmaler gebracht hat. Foto: sni1
Doch wer führte den Pinsel und ließ sie einst entstehen?
Der Herzberger Heimatfreund Ulf Lehmann hat sich der vergessenen Maler und ihrer kleinen Kunstwerke angenommen. "Wir hatten und haben viele regionale Künstler. Doch manche sind vollkommen in Vergessenheit geraten. Und das, obwohl die Zeit, in der die Bilder entstanden, noch gar nicht so lange zurückliegt", begründet er sein Engagement.
Dabei seien es gerade diese Heimatmaler, die Dinge festhielten, die so nie fotografiert wurden. "Meine Großeltern kauften sich nach ihrer Hochzeit 1945 ein Bild, zu sehen ist eine Wegkreuzung", erzählt Ulf Lehmann. Er vermutet, dass der Maler Paul Wendt aus Linda, ein ehemaliger Schrankenwärter, es in der Glücksburger Heide malte. Wie der Zufall es will, bekamen auch die Eltern des Herzbergers zur Hochzeit ein Bild des gleichen Heimatmalers geschenkt. Darauf ist ein Jagdhaus im Wald abgebildet. Doch niemand weiß mehr zum Künstler zu berichten.
Und auch in Herzberg gibt es eine Frage zu beantworten, denn viele Aquarelle zeigen Ansichten der Stadt mit dem Signum P. Schubert. Aber keiner kann sagen, ob sich dahinter ein Mann oder eine Frau verbirgt. Da die meisten Bilder aus den Jahren 1941 bis 1943 stammen, vermutet Ulf Lehmann, dass es eventuell auch ein Ortsfremder gewesen sein könnte. Zu dieser Zeit gab es in der Stadt schließlich ein Reichsarbeitsdienstlager, und die Landesschützen waren auch stationiert.
Andere Werke wieder sind von einem Fräulein von Rohrscheidt unterzeichnet. Aktiv gemalt hat die Dame vermutlich in den 20er- und 30er-Jahren. "In einer Quelle habe ich nachgelesen, dass ein Herzberger Lehrer ihre Arbeiten sehr lobte", berichtet Ulf Lehmann. Aber sehr viel mehr ist nicht bekannt. Sowohl bei ihr als auch bei noch einigen anderen Heimatmalern steht man heute vor mehr Rätseln als Antworten.
Kontakt: Telefon 03535 248778
Serena Nittmann/sni1


"Im Rausch der Bilder" ist Heimatkalender-Thema (Herzberger Rundschau, 16.04.2015)
Erste Beiträge bereits eingetroffen / Kalendermacher Christian Poser hofft auf viele weitere Einsendungen
Herzberg. "Im Rausch der Bilder" lautet das Motto für den Herzberger Heimatkalender 2016. Die ersten Beiträge sind bereits eingegangen.

Christian Poser, verantwortlich für die Herausgabe des Heimatkalenders, setzt diesmal auf viele interessante Bilder. Foto: S. Nittmann/sni1
"Bilder haben viele Facetten", sagt Kalendermacher Christian Poser. "Da ist zum einen das Foto, mit dem bestimmte Erinnerungen oder Ereignisse verbunden werden. Da ist aber auch ein Bild oder eine Vorstellung im Kopf, die einen nicht loslässt." Dem Artikel des Schliebener Ortschronisten Hans-Dieter Lehmann für den neuen Kalender liegt zum Beispiel ein Foto vom Schliebener Bahnhof zugrunde. Der Herzberger Lutz Andreas erzählt von Entwurfszeichnungen seines Urgroßvaters Eike Georg, die er gefunden hat. Der Bildhauer hat nach diesen Zeichnungen die Umrandung und die Säulen für die Melanchthon-Büste am Herzberger Gymnasium angefertigt.
"Wir räumen im Heimatkalender aber auch gern wieder Platz für Beiträge ein, die sich nicht mit dem Hauptthema befassen", unterstreicht Christian Poser. Er möchte möglichst viele Bürger animieren, ihre Geschichten für den Kalender zu erzählen. "Dabei kommt es gar nicht so sehr auf einen perfekten Schreibstil an, sondern vielmehr auf die Inhalte und das Erlebte", so Christian Poser.
Artikel können bei der Kalenderredaktion in der BücherKammer eingereicht werden. Auch wer sich unsicher ist, ob und wie er eine Geschichte aufs Papier bekommt, kann sich bei Christian Poser melden. Der Kalender erscheint im November.
sni1 Foto: S. Nittmann/sni1


Heimatverein zeigt filmische Erinnerungen (Herzberger Rundschau, 07.04.2015)
Herzberg. Der Heimatverein Herzberg lädt alle Mitglieder und Interessenten für den heutigen Dienstag in die Gaststätte "Wolfsschlucht" in Herzberg ein. Wolfgang Klee zeigt kleine filmische Erinnerungen, beispielsweise vom Tierparkfest vor 20 Jahren am 1. Mai 1995, von Seifenkistenrennen der Kinder und von sibirischen Tigern im Schlosspark. Gezeigt werden ebenfalls Erinnerungen an die Herzberger Schalmeienkapelle. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
red/ru


Bismarck zwischen Herzberg, Heldentum und Hering (Herzberger Rundschau, 28.03.2015)
Herzberg. Der Herzberger Heimatforscher Ulf Lehmann hält am Mittwoch, dem 1. April, in der Seitenkapelle der St. Marien-Kirche einen Vortrag über Otto von Bismarck. Unter dem Blickwinkel "Mensch und Mythos" möchte sich Ulf Lehmann dieser einst so populären Persönlichkeit nähern.
Viele fleißige Hände haben kürzlich dafür gesorgt, dass der Bismarck-Stein im Herzberger Stadtpark aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wurde. Wenn das Denkmal im Park erzählen könnte, so gäbe es am Mittwoch mehr als einen einstündigen Vortrag zu hören. 1904 errichtet, hat es Herzberg vor, zwischen und nach den zwei Weltkriegen erlebt. Auch könnte es Bände sprechen über die Vereinnahmung von Geschichte durch die Mächtigen bis heute. Während sich jahrzehntelang Herzberger vor dem Bismarck-Denkmal in adrettem Zwirn ablichten ließen, wurde das metallene Konterfei des ehemaligen Reichskanzlers zu DDR-Zeiten bei Nacht und Nebel entfernt. Seitdem gilt das Original-Medaillon als verschollen. Erst 2001 wurde auf Initiative des Heimatvereins ein neuer Abguss angefertigt. Zu weiteren Anekdoten rund um Herzberg und Bismarck sind alle Geschichtsfreunde bei einem guten Glas Wein am Mittwoch um 19 Uhr eingeladen. Der Eintritt ist frei. Zuvor, um 18.15 Uhr, gedenken interessierte Herzberger am Denkmal des 200. Geburtstages von Otto von Bismarck. Wer möchte, kann gern vorbei kommen.
S. Kammer


Arbeitseinsatz am Bismarck-Denkmal (Herzberger Rundschau, 04.03.2015)
Geschichtsinteressierte Herzberger können mitmachen / Vortrag am 1. April
Herzberg. Der in Herzberg ansässige "Wertebund Neues Preußen" ruft alle geschichts- und herzbergbegeisterten Bewohner am Samstag, 7. März, ab 10 Uhr zu einem Arbeitseinsatz am Bismarck-Denkmal im Stadtpark auf.

Das Denkmal im Herzberger Stadtpark hat seinen Glanz verloren und muss gesäubert werden. Foto: ru
Ein möglicher zweiter Einsatz oder eine wetterbedingte Verschiebung ist für den 14. März geplant. Am 1. April wird Ulf Lehmann um 19 Uhr in der Seitenkapelle der Herzberger Marienkirche einen Vortrag über das Denkmal halten.
"Am 1. April 1815 wurde Otto von Bismarck geboren. Als preußischer Ministerpräsident und erster Kanzler des vereinigten Deutschlands prägte er über viele Jahre unser Land. Die damaligen Bewohner von Herzberg (Elster) würdigten seine Leistungen mit einem Denkmal im Stadtpark. Dessen Optik und Umfeld haben im Laufe der letzten Jahrzehnte den ursprünglichen Glanz verloren. Der bevorstehenden 200. Geburtstag des Erfinders des deutschen Sozialversicherungssystems soll genutzt werden, um das Denkmal wieder auf Vordermann zu bringen", heißt es vom Wertebund.
red/ru


Mit Preisträgern die Kulturreise 2015 gestartet (Herzberger Rundschau, 23.02.2015)
Landkreis Elbe-Elster ehrt zum 17. Mal außerordentliches Engagement / Förderbescheide für Kulturakteure
Herzberg. Man lade Menschen ein, die für die Kultur brennen. Dazu weitere, die dieses Engagement zu schätzen wissen. Zudem Dritte, die künstlerische Glanzpunkte setzen - und führe sie alle zusammen. Natürlich in anspruchsvollem Ambiente: Das Kulturjahr 2015 in Elbe-Elster ist eröffnet.

Kulturakteure aus Elbe-Elster nehmen am Freitagabend im Bürgerzentrum Herzberg eine Förderung für ihre Vorhaben im Jahr 2015 entgegen. Foto: Böttcher
Die genannte Mixtur verfehlte ihre Wirkung am Freitagabend im Bürgerzentrum in Herzberg nicht. Liebevoll formulierte, die Leistungen der Empfänger der Kulturpreise 2014 wertschätzende Worte, ließen beim Publikum keinen Zweifel: Was Stephanie Kammer (Preis für Heimatgeschichte), Dr. Iris Berndt (Heimatpflege), Uwe Krause (Kunstpreis), die Stadtverwaltung Doberlug-Kirchhain (Denkmalpflege) und die Doberluger "Schlossgeister" (Sonderpreis) für ein breites Publikum geleistet haben, ist preiswürdig. Die Laudatoren - Landrat Christian Heinrich-Jaschinski (CDU), Dezernent Roland Neumann, Kulturamtschef Andreas Pöschl, Musikschulchef Thomas Prager und die Land- und Kreistagsabgeordnete Anja Heinrich (CDU) - legten sich ihrerseits ins Zeug, teils Grippeviren trotzend. Christina Weindorf und Johanna Zmek, Franziska Stenzel und Sebastian Pöschl und zum Finale des Abends Christin Herrmann (www.dieherrmann.de) gaben dem Abend den musikalischen Pep. Den Beweis antretend, was sich mit einer an der Kreismusikschule "Gebrüder Graun" kultivierten und fortentwickelten Begabung bis hin zur beruflichen Karriere anfangen lässt.
Erstmals war am Freitagabend in Elbe-Elster die Eröffnung eines Kulturjahres mit der Verleihung der Kulturpreise und dem Start der "Kulturreise" verbunden worden. Für Letztere nahmen all jene Akteure, die ihre Veranstaltung mit einem roten K (für Kulturreise) in dem von der Sparkassenstiftung initiierten Internet-Auftritt unter www.kulturreise-ee.de wiederfinden, ihre Förderbescheide entgegen. Unter ihnen Pfarrer Michael Seifert, der mit 500 Euro Unterstützung für eine vierteilige Konzertreihe mit Veranstaltungen in Wahrenbrück, Bönitz und Kosilenzien immerhin ein Viertel der Kosten gedeckt sieht. "Das hilft", freut sich Michael Seifert.

Stephanie Kammer wird von Elbe-Elster-Kulturamtschef Andreas Pöschl zum "Preis für Heimatgeschichte" beglückwünscht. Foto: Böttcher
Der Landrat nutzte die Bühne am Freitagabend für einen Rückblick auf den furiosen Veranstaltungsreigen, den der Landkreis anlässlich der Ersten Brandenburgischen Landesausstellung im vorigen Jahr erlebte. Er lobte das Engagement der Sparkassenstiftung, ohne die auch 2015 "nicht annähernd ein solches Angebot" an kulturellen Höhepunkten präsentiert werden könnte, wie es der Fall sein werde. Kräfte zu bündeln und Schwerpunkte zu setzen, das klappe im Landkreis hervorragend. Jüngstes Beispiel: der Verbund von vier Museen. Mit dem Fest der Regionen und einem Tag der offenen Tür werde die Eröffnung des Museums "Mühlberg 1547" im April begangen, weckte der Landrat die Vorfreude. Die Bedeutung von Kunst und Kultur zu unterstreichen, lag Heinrich-Jaschinski an diesem Abend am Herzen. Menschen zusammenbringen, Identität stiften, Kreativität befördern - der Abend im Bürgerzentrum sandte dieses Signal ins Kulturjahr 2015.
Gabi Böttcher


Urkundenbücher und Ortsgeschichte (Herzberger Rundschau, 25.02.2015)
3. Tag der Ortschronisten und Archive im Landkreis / Unterstützung vom Landeshauptarchiv
Herzberg. Es war der 3. Tag der Ortschronisten und Archive, zu dem der Landkreis Elbe-Elster die Ortschronisten und interessierte Heimatfreunde in das Herzberger Bürgerzentrum eingeladen hatte. Profis hielten hochkarätige Vorträge. Da hat sich der Landkreis ins Zeug gelegt. Doch trotz der vielen Fakten, Informationen und Anregungen haben die Ortschronisten die Beschäftigung mit sich selbst etwas vermisst.

Dr. Peter Bahl vom Landesarchiv sprach zu den Ortschronisten über Nachschlagewerke. Foto: Dieter Müller/dmu1
Für die Veranstaltung hat der Landkreis Profis engagiert, wie den Leiter des Brandenburgischen Hauptarchives Dr. Klaus Neitmann oder seinen Kollegen Dr. Peter Bahl. Etwa 60 Ortschronisten aus dem ganzen Kreis waren gekommen, ihnen zuzuhören und sich auszutauschen. Die Gäste aus Potsdam sprachen über die Nutzung von Nachschlagewerken und von territorialen und institutionellen Urkundenbüchern für die Ortsgeschichte des Landkreises Elbe-Elster. Das hört sich interessant an. Ist es auch. Zumindest für Leute, die sich dafür interessieren und sich auskennen.
"Wir können froh und dankbar sein, dass der Landkreis solche Veranstaltungen wie diese oder den Kreisheimatkundetag anbietet und dass sich Kulturamtsleiter Andreas Pöschel dafür so engagiert. Das ist einmalig in Brandenburg", lobt der Herzberger Heimatforscher Ulf Lehmann. Er teilt aber auch die Meinung vieler Teilnehmer, dass eine solche Veranstaltung mehr Raum bieten sollte für den Austausch der Ortschronisten untereinander.
Das sieht auch seine Frau, die Verlegerin Stephanie Kammer, so. Die frischgebackene Kulturpreisträgerin des Landkreises auf dem Fachgebiet Heimatgeschichte hat zum Ortschronistentag ebenfalls einen Vortrag gehalten. Thema: "Von der Forschung zur Veröffentlichung". Stephanie Kammer weiß, wovon sie spricht, und sie weiß auch, dass viele Ortschronisten durchaus wissenschaftlich arbeiten, und dass deren Arbeit ein großer Schatz für die Heimatliteratur ist. "Dem Leser oder Zuhörer seine wissenschaftliche Arbeit verständlich darzulegen und rüberzubringen, ist manchmal ein Spagat und gar nicht so leicht", sagt sie.
Viele der ehrenamtlichen Ortshistoriker hätten aber gar keine Zeit, sich tagelang in Archive zu setzen und nach Quellen zu suchen. Sie sähen ihre Aufgabe vorrangig in der Sammlung und Aufarbeitung der jüngeren Geschichte ihrer Region, so Stephanie Kammer. Und so sehen zum Beispiel Jana Kurzrock aus Brandis und Michael Gehler aus Jeßnigk ihre Arbeit als große Herausforderung. Was den Ortschronistentag angeht, betrachten sie den Praxisbezug als besonders wichtig. "Der wissenschaftliche Anspruch ist schön und gut. Aber für Ortschronisten, die den ganzen Tag arbeiten gehen, ist er nur schwer realisierbar", so Jana Kurzrock. Wolfgang Bauer aus Sallgast ist ein sehr erfahrener Heimatforscher und hat viele Veröffentlichungen vorzuweisen. Er habe bei den Vorträgen neue Details erkannt, sagt er. "Der dargestellte Zusammenhang zwischen Ortsgeschichte und Urkunden ist sehr nützlich. Das Gespräch zwischen Laien und Profis zu solchen Veranstaltungen sollte aufrecht erhalten werden", so der Sallgaster.
Regina Nauck interessiert sich für die Züllsdorfer Ortsgeschichte. Sie war zum ersten Mal beim Ortschronistentag dabei, "Züllsdorf gehört historisch zum Altkreis Torgau. Der ist leider nicht beleuchtet worden", sagt sie etwas enttäuscht. Sie hat aus den Vorträgen dennoch viele Hinweise für ihre Arbeit erhalten wie Internetseiten, Begriffserklärungen, die Arbeit mit Ortsregistern und Ortslexika oder Abkürzungen. "Das war für mich sehr ergiebig. Das hatte ich so bisher noch nicht im Blick", sagt sie.
An dieser Stelle setzt Ulf Lehmann wieder an. "Wir Heimatforscher können uns auch untereinander viele Tipps und Hinweise geben. Dabei ist es auch gut, wenn einer vom anderen weiß, woran er arbeitet und wie er an die Arbeit herangegangen ist. Dann kann man sich auch gegenseitig helfen.
Für diesen Austausch war die Zeit aber viel zu kurz. Vielleicht hätte ein Fachvortrag gereicht", sagt er. Die Veranstalter haben diese Anregungen bereits aufgenommen. Und so wird es mit Sicherheit nicht der letzte Ortschronistentag im Landkreis Elbe-Elster gewesen sein. Es gibt noch viel zu bereden.
Birgit Rudow


Mit Preisträgern die Kulturreise 2015 gestartet (Herzberger Rundschau, 23.02.2015)
Landkreis Elbe-Elster ehrt zum 17. Mal außerordentliches Engagement / Förderbescheide für Kulturakteure
Herzberg. Man lade Menschen ein, die für die Kultur brennen. Dazu weitere, die dieses Engagement zu schätzen wissen. Zudem Dritte, die künstlerische Glanzpunkte setzen - und führe sie alle zusammen. Natürlich in anspruchsvollem Ambiente: Das Kulturjahr 2015 in Elbe-Elster ist eröffnet.


Mit gedruckter Geschichte Elbe-Elster besser kennenlernen (Herzberger Rundschau, 21.02.2015)
BücherKammer erhält Preis für Heimatgeschichte

Der 2003 von einer jungen Studentin der Ethnologie in der Torgauer Straße in Herzberg eröffnete Buchladen trägt ihren Namen: BücherKammer. Mittlerweile haben sich Buchhandlung und gleichnamiger Verlag etabliert und einen guten Ruf weit über Herzberg hinaus erarbeitet.

Stephanie Kammer Foto: ru
Bereits als freier Mitarbeiterin bei der Lausitzer Rundschau wächst bei Stephanie Kammer das Interesse an der Alltagsgeschichte ihrer Heimatregion. Ulf, ihr Mann, bestärkt sie, ihr Steckenpferd zum Beruf zu machen. Ausgezogen um Völkerkunde zu studieren, wird Volkskunde im Elbe-Elster-Land zum Arbeitsfeld.
Neben dem Buchhandel rückt die Herausgabe heimatkundlicher Schriften in den Mittelpunkt ihrer beruflichen Tätigkeit. Über elf Jahre gibt sie dem Heimatkalender für die Region Herzberg ihr Gepräge und bringt ihn auf ein angesehenes Niveau. Christian Poser, stiller Macher im Bücherladen, am Computer und als Hobbyfotograf, rückt an ihre Seite. Er kam 2005 als Buchhändlerlehrling und blieb. 2014 hat sie den Staffelstab, was den Kalender anbelangt, an ihn weitergegeben. Für neue Ideen und Abenteuerlust wird Platz. Beachtliches ist entstanden in den zurückliegenden Jahren, das die regionale Heimatgeschichtsschreibung und -forschung beflügelt, belebt und ihr Wahrnehmung verschafft hat.
Zum Profil des Verlages gehören vielfältige Publikationen zur Regionalgeschichte. Wichtig für die Heimatgeschichte ist aber auch die Edition wichtiger Quellenwerke. Am Anfang steht die Reprintausgabe der Herzberger Pallaschronik. Weitere Chroniken zur Herzberger Stadt- und Schulgeschichte, die vierbändige Reprintausgabe des Schweinitzer Heimatkalenders und der heimatkundlichen Schriftenreihen Heimatbote und Elsterland folgen. Mit Schülern in Finsterwalde und Herzberg entstanden Jahresschriften und ein Sagenband. Nicht zu vergessen das Historische Einwohnerbuch für den Kreis Liebenwerda von 1926/27. Lesungen und neuerdings Theater mit eigener Kleinkunstgruppe gibt es im BücherKammer-Hof.




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