Schillerstiftung
hilft Freunde haben sich für Louise von Francois eingesetzt (Mitteldeutsche
Zeitung, 25.06.2017)
Von Ingo Bach
Die kleine Mauer gehört zu den letzten Überresten des Hauses Große
Deichstraße 2, wo Louise von Francois zuletzt lebte. Foto: Peter Lisker
Weissenfels. In ihrem Testament vom 14. April 1883 vermachte Louise von Francois
ihrem Neffen Leo Herbst, dem Sohn ihres jüngeren Halbbruders Arthur, ihre
Ersparnisse sowie der Deutschen Schillerstiftung ihr gesamtes literarisches Werk.
Diese Verfügung kam nicht von ungefähr. Es war der Dank für die
ihr gewährte jahrelange finanzielle Unterstützung und zugleich eine
ihrer Lebenshaltung entsprechende Weitergabe ihrer "Reichtümer"
an bedürftige Schriftstellerkollegen. Schwierige finanzielle Situation
im Elternhaus Bekanntlich hat L. von Francois erst sehr spät - mit 38
Jahren - zur Feder gegriffen; als Antrieb für ihre literarische Tätigkeit
müssen einmal die schwierige finanzielle Situation im Elternhaus und der
Kampf um eine selbstständige Existenz gelten. Dabei ist die materielle Not
der Weißenfelser Literatin durch die Literaturwissenschaft überbewertet
worden, denn es wurde vergessen oder war nicht bekannt, dass sie als Offizierstochter
eine kleine Pension aus der Privatschatulle des preußischen Königs
bezog. Man muss auch davon ausgehen, dass L. von Francois im ersten Jahrzehnt
ihrer schriftstellerischen Tätigkeit relativ gut verdient hat. Ob allerdings
diese Honorare und die Pension für ihren Lebensunterhalt ausgereicht haben,
ist fraglich. Doch als sie infolge häufiger Erkrankungen in den späten
60er Jahren des 19. Jahrhunderts nur wenig schreiben konnte, geriet sie in finanzielle
Notlage. Brief an den Generalsekretär der Deutschen Schillerstiftung
Das beweist der Brief ihrer Berliner Bekannten Charlotte Duncker an den Generalsekretär
der Deutschen Schillerstiftung, Julius Grosse, von 1870, in dem sie diesen um
eine Unterstützung für die hilfsbedürftige Freundin bittet: "Louise
von Francois beweist sich in allen Dichtungen als eine tüchtige, realistische
Beobachterin von Menschen und äußeren Lebenslagen, als eine feine Kennerin
der inneren Hergänge... So verdient gewiss das Talent und die Richtung der
Schriftstellerei einer ehrenvollen Anerkennung. Dieselbe ist ihr aber in Form
einer Gabe der Schillerstiftung insbesondere deshalb zu wünschen, weil sie
krank ist u. nicht Mittel besitzt, welche zu ausreichender häuslicher Pflege,
geschweige denn zu einer mit einem Aufenthalt an einem Kurorte verbundenen gründlichen
Kur erforderlich sein würden. Die Darreichung der Ehrengabe mit der ausdrücklichen
Bestimmung, ihr die Mittel zur Wiedergewinnung der Arbeitskraft durch eine Kurreise
zu gewähren, würde gewiss freudig dankbare Aufnahme finden".
Gegründet wurde die Deutsche Schillerstiftung in Weimar Gegründet
wurde die Deutsche Schillerstiftung in Weimar, um "deutsche Schriftsteller
und Schriftstellerinnen, welche für die Nationalliteratur ... verdienstlich
gewirkt, ... dadurch zu ehren, dass sie ihnen ... Hilfe und Beistand bietet."
Die heute noch bestehende Stiftung ist die älteste bürgerschaftlich
organisierte Fördereinrichtung für Autoren. Die Stiftung hatte stets
unter Geldmangel zu leiden und konnte daher keine üppigen Unterstützungen
gewähren, zumal die Anzahl bedürftiger Autoren, besonders in den 1860er
Jahren, recht groß war. Der Schriftsteller Julius Grosse in Weimar hat
den Antrag von Charlotte Duncker positiv befürwortet und Louise von Francois
bekam eine "namhafte einmalige Unterstützung" von 150 Talern. Dieser
Ehrengabe sind im Laufe der nächsten Jahre weitere gefolgt, so 1873 nochmals
150 Taler. Nach dem Tod ihres Stiefvaters A. A. Herbst am 22. Mai 1874 ist der
"verdienstvollen Schriftstellerin" auf zwei Jahre eine Pension von jährlich
150 Talern bewilligt worden. Weißenfelserin hat Unterstützungen
nicht sehr gerne angenommen Die Weißenfelserin hat diese Unterstützungen
nicht sehr gerne angenommen, da sie annahm, dass bedürftigere Schriftsteller
und Schriftstellerinnen benachteiligt würden, wie sie im Dankschreiben an
Grosse, datiert vom 20. Oktober 1874, in aller Bescheidenheit zum Ausdruck bringt.
Trotz dieser Stiftungen erreichte die literarische Produktivität der von
Francois nicht mehr die Höhe und Qualität früherer Jahre - vermutlich
wegen fortschreitenden Alters und gesundheitlicher Probleme. Dies geht auch aus
einem Brief der Hallenser Freundin Mathilde Thümmel an Julius Grosse vom
Februar 1879 hervor: "Die arme Louise von Francois liegt seit Neujahr schwerkrank.
Diphteritis (in hohem Grade), Typhus und Kopfrose. Sie ist sterbensmatt."
Es dürfte mit Hilfe nicht gezögert werden, sonst könne sie sich
derer am Ende nicht mehr erfreuen. Empfang der Urkunde für die Pension
Auf die Bitte hin hat sie noch im Februar 1879 100 Mark erhalten, später
weitere 300 Mark - aber nicht von der Schillerstiftung. Der Betrag war von Freunden
und Bekannten gesammelt worden. 1880 ist sie Pensionärin der Stiftung in
Weimar geworden: es wurden ihr jährlich 450 Mark auf Lebenszeit zuerkannt.
Nach Empfang der Urkunde für die Pension hat sie ihre letzte größere
Erzählung "Der Katzenjunker", die sie "dürftige aber
voraussichtlich letzte Herbstfrucht" nannte, aus Dankbarkeit an die Schillerstiftung
geschickt. (mz) - Quelle: http://www.mz-web.de/27824960 ©2017 |